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Berlin: Ein Ritter mit Humor

Frankreichs Botschafter ehrt Alice Schwarzer

Kann man einer glühend frankophilen Frau ein schöneres Kompliment machen? „Liebe Alice, Sie als Pariserin wissen, dass auch Paris Sie liebt“. Als der französische Botschafter Claude Martin Deutschlands führende Feministin Alice Schwarzer gestern zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannte, ging es erstaunlich gefühlvoll zu. „Ein intensives Leben“, würdigte der Botschafter: „Ereignisreich, wundervoll, ganz darauf ausgerichtet, den Menschen zu verteidigen - denn die deutsche Sprache besitzt dieses Wort ’Mensch’, das wir Franzosen nicht haben; ein Begriff, der Männer und Frauen vereint, statt sie zu unterscheiden.“

Dafür gab es viel Applaus von den Ministerinnen Ulla Schmidt und Brigitte Zypries, von Verlegerin Friede Springer und Moderator Alfred Biolek, der von „einer wunderbaren Frau“ schwärmte. Banker Andreas Graf von Hardenberg suchte eine Weile nach dem richtigen Wort, um den Wandel zu beschreiben, den Alice Schwarzer in der öffentlichen Wahrnehmung durchgemacht hat. „Altersmilde?“ fiel ihm zuerst ein. „Aber nein“, sagte er dann. „Das ist es nicht, sie ist viel souveräner geworden.“

In der Dankesrede gab Alice Schwarzer das Geheimnis preis, das sie aus ihren prägenden Jahren in Frankreich mitgebracht hat: „In Paris bin ich darin bestärkt worden, Spielregeln auch mal zu brechen, Ambivalenzen und Widersprüche nicht zu scheuen, sondern sie kreativ aufzunehmen.“ Mit dieser Haltung wurde sie von einer Schreckgestalt für Männer alter Schule zu einem beliebten Medienstar, vor dem selbst ein Bambi nicht zurückscheuen muss. Die kürzlich gemeinsam mit Günther Jauch errungene Trophäe wollen sogar die Freundinnen sehen, die ihr Bundesverdienstkreuz noch mit großer Skepsis beäugt hatten.

Der „Boss“, wie die Emma-Herausgeberin von ihren Mitarbeiterinnen genannt wird, nutzte die Ehrung für die Anregung, dass es 200 Jahre nach der Gründung dieses Ordens durch Napoleon auch „Ritterinnen“ gegeben solle. 1971 seien erst fünf Prozent der Ausgezeichneten Frauen gewesen, dreißig Jahre später schon 25 Prozent. Die Sache geht also voran. Alice Schwarzers Popularität ist sicher auch auf die Konsequenz zurückzuführen, mit der sie zeigt, dass Frauen beim Kämpfen ihren Humor nicht nur behalten, sondern stetig ausweiten können. Ob ihr als nächstes der Orden „Wider den tierischen Ernst“ angetragen wird?

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