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Berlin: Ein Schiff mit einer bewegten Geschichte fährt jetzt Hotelgäste über den Werbellinsee

Ausnahmsweise zieht der Bootsführer für kurze Zeit alle Register des 200-PS-Motors. Raketenartig schießt die weiße Yacht über den Werbellinsee.

Ausnahmsweise zieht der Bootsführer für kurze Zeit alle Register des 200-PS-Motors. Raketenartig schießt die weiße Yacht über den Werbellinsee. Unweigerlich sucht die Hand eine Stange zum Festhalten. Doch alle Sorge ist unbegründet. Der Yacht macht das Tempo nichts aus. "Das ist eben gute Honecker-Qualität. Nur das Feinste", sagt Hans Eilers, der Generaldirektor der Savoy Hotelbetriebe in Berlin und Brandenburg, während der kurzen Spritztour. Das zehn Meter lange und wahrscheinlich Ende der siebziger Jahre erbaute Schiff ist die neue Attraktion des 40 Kilometer nördlich Berlins gelegenen Hotels Jagdschloss Hubertusstock, unweit des Werbellinsee. Es wird für Rundfahrten für Hotelgäste genutzt, kann aber auch mit und ohne Skipper ausgeliehen werden.

Im Hotel, bis 1989 als Gästehaus der DDR-Regierung Schauplatz vieler spektakulärer Politikertreffen, ist nur noch von der Honecker-Yacht die Rede. Doch ob der Staats- und Parteichef damit tatsächlich übers Wasser schipperte, konnte bisher nicht endgültig geklärt werden. Fest steht nur, dass sie als Staatsgeschenk für das damalige rumänische Staatsoberhaupt Nicolae Ceausescu bestimmt war. Aus irgendwelchen Gründen kam es nicht zur Übergabe. Jedenfalls wurde die mit einem Volvo-Motor ausgestattete Yacht auf der Müritz zu Wasser gelassen. Dort hielt sich Honecker nachweislich nur wenig auf, denn er streifte als Jäger viel lieber durch die Schorfheide. Das Schiff selbst ist auf der Müritz nur wenig bewegt worden, denn der Zähler zeigt nur rund 200 Motorstunden an.

In den Wirren der Wende gelangte die Yacht in das Versteck einer Scheune nach Groß Schönebeck in der Schorfheide - fernab von einem See. Dort wurde sie vor kurzer Zeit entdeckt und dem Hotel angeboten. "Wir waren sehr interessiert, um den Gästen nun auch auf dem See eine nostalgische Stimmung zu bieten", erzählt Generaldirektor Eilers. Die Yacht erhielt eine Generalreparatur, um das alte Ambiente im Schiffsinneren wieder herzustellen. Im alten Glanz erstrahlt jetzt auch wieder das Bootshaus am See. Es war einst für Willi Stoph gebaut worden. Dieser hatte das Jagdschloss Hubertusstock bis 1971 bei seinen Jagdaufenthalten bewohnt, bevor es nach seiner Renovierung zum Gästehaus der DDR-Regierung wurde. Stoph zog an die Müritz und ließ sich dort ein luxuriöses Bootshaus hinstellen.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Geschichten sich um eine sogenannte Honecker-Yacht ranken. Dabei ist der Werbellinsee viel zu schön, um während der Fahrt in alten Geschichten zu kramen.Auskünfte zur Yacht erteilt das Hotel Jagdschloss Hubertusstock, Tel. 0333 63/500.

Ste

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