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Berlin: „Ein Schlag ins Gesicht“

Wie türkische Blätter über die geänderte Altersbeschränkung für den Film „Der letzte Osmane“ berichten

„Yandim Ali ist ab 16“, verkündete die Hürriyet am vergangenen Dienstag auf ihrer Titelseite. In den Tagen zuvor hatte sich das Boulevardblatt ausführlich über die Altersbeschränkung von 18 Jahren für diesen neuen Film aus der Türkei beschwert, der derzeit auch in drei Berliner Kinos läuft. Der Anwalt des Verleihers hatte gleich nach der Entscheidung angekündigt, dass er in Berufung gehen wird. Und nun überbrachte die Hürriyet den Lesern die gute Nachricht: „Die Filmkontrollkommission FSK in Deutschland hat die Altersbeschränkung von 18 Jahren für den Film ,Der letzte Osmane Yandim Ali’ korrigiert“, schrieb das Blatt.

Zu brutal, einseitig und rassistisch – so lautete die erste Bewertung der Kontrolleure. Doch die Berufungsinstanz erwies sich als weniger streng: „Das Gremium urteilte, es sei ganz offensichtlich, dass der Film keine Minderheiten herabwürdigt“, hieß es in der Hürriyet. Eines ist sicher: Für die deutschen Zuschauer dürfte sich dieser Film als echt harte Nuss erweisen. Denn er spielt in den Jahren 1918/19, als die Türkei von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs besetzt war – und er endet da, wo der türkische Befreiungskrieg beginnt. Man sollte sich also gut über diese Zeit informieren, wenn man den Film richtig verstehen will. „Yandim Ali“, der in der Türkei ab sieben Jahren freigegeben ist, wird übrigens vom türkischen Tourismusministerium präsentiert.

„Yandim Ali“ – so heißt der Film in der Türkei, für alle anderen hat der Verleiher noch einen griffigen Untertitel hinzugefügt: „Knock out Ali“. Was bei den Kontrolleuren auf Missfallen stieß, war, dass der Protagonist Yandim Ali nicht nur jeden Kontrahenten niederprügelt, sondern (in Notwehr) auch einen betrogenen französischen Ehemann und einige „Feinde der Osmanen“ umbringt, also: besonders arrogante englische Besatzer und einen osmanischen Spitzel. Allerdings ist der Film bei weitem nicht so brutal und einseitig wie „Tal der Wölfe“, der trotz aller türkischen Proteste weiterhin erst ab 18 Jahren freigegeben ist. Die Hürriyet gab sich keine Mühe, ihre Genugtuung im jüngsten Fall zu verbergen, sie titelte: „Schlag ins Gesicht für Kommission von Knock-out-Ali.“

Suzan Gülfirat

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