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Berlin: Ein schmaler Grat für Radler und Fußgänger

Am Ostkreuz wird die Kynastbrücke neu gebaut Doch für die Passanten bleiben nur fünf Meter

Der Senat will, dass die Berliner mehr zu Fuß gehen und häufiger mit dem Rad fahren. Und sie sollen das Auto öfter stehen lassen. So wollen die Regierenden Gesundheit und Klima besser schützen. Wenn die Voraussetzungen dafür aber viel Geld kosten, stecken die Verkehrsplaner schnell zurück. Wie beim Bau der neuen Kynaststraßenbrücke am S-Bahnhof Ostkreuz. Dort entsteht für mehr als 13 Millionen Euro auch eine neue Straßenbrücke, für Fußgänger und Radfahrer bleibt dabei aber nur ein fünf Meter breiter Streifen – für beide Richtungen.

Die neue Brücke darf nämlich nicht breiter werden als die alte, die abgerissen werden muss. Und so werden die zwölf Meter nur neu aufgeteilt: sechs Meter gibt es für die zwei Fahrspuren der Autos, auf der westlichen Seite gibt es einen ein Meter breiten „Notgehweg“ – auf dem auch die Straßenleuchten aufgestellt werden – und auf der Ostseite teilen sich Fußgänger und Radfahrer für beide Richtungen den verbleibenden Fünf-Meter-Streifen. Die Brücke ist eine beliebte und belebte Verbindung von Friedrichshain zur Rummelsburger Bucht und in den Treptower Park.

Wäre die neue Brücke breiter geworden, um Platz für Fahrradstreifen auf der Fahrbahn zu machen, wie sie bei den Verkehrsplanern jetzt üblich geworden sind, hätte der Senat sich mit mehreren Millionen Euro am Brückenneubau beteiligen müssen. Jetzt aber muss die Bahn den Bau fast allein finanzieren. Die Brücke ist zwar extrem baufällig, vor einem Ersatzbau kann sich der Senat aber drücken, weil die Bahn das Ostkreuz umbaut. Um neben der Ringbahn der S-Bahn einen zusätzlichen Bahnsteig für den Regionalverkehr bauen zu können, braucht die Bahn mehr Platz. Die Kynaststraßenbrücke muss deshalb um 25 Meter nach Osten versetzt werden. Und als Verursacher dieses Schrittes muss die Bahn die Kosten übernehmen.

Der Senat muss sich nur mit vier Prozent beteiligen, unter anderem für die neue Beleuchtung. Wäre die Brücke breiter geworden, hätte der Senat dagegen bis zu einem Drittel der Kosten übernehmen müssen. Dass für Fußgänger und Radfahrer kein Geld vorhanden ist, stieß jetzt auf einer Informationsveranstaltung der Bahn auf Unverständnis bei den Anwohnern. Für die Autofahrer und die BVG gibt der Senat dagegen auch an der neuen Kynaststraßenbrücke Geld aus. Die neue Brücke wird länger als die alte – aus den vorhandenen 69 Metern werden 172 Meter. Die darunterliegende Hauptstraße soll durchgehend vierspurig werden, und auch für den geplanten, aber noch nicht beschlossenen Bau einer Straßenbahnstrecke wird so unter der Brücke bereits Platz geschaffen. Klaus Kurpjuweit

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