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Berlin: Ein Shift wird kommen

Ist es ein Club? Ein Off-Theater? Eine Galerie? Am Tresor lüftet sich Silvester ein Geheimnis.

Sieht ja ein bisschen aus wie beim Schlachter. Die hohen Wände sind weiß gefliest, von der Decke hängen metallene Rohre. Fehlt noch der Mann mit Kittel und großem Messer. Dafür schrauben Arbeiter herum. Soll ja alles fertig sein zu Silvester, wenn in dem einstigen Batterieraum des ehemaligen Heizkraftwerks in der Köpenicker Straße in Mitte das „Shift“ aufmacht, ein neuer Kunstraum, direkt neben dem Technoclub Tresor. Silvester wird mit der venezolanischen Künstlerin und Wahlberlinerin Aerea Negrot und Berliner House-DJs Pre-Opening gefeiert, Mitte Januar ist dann die reguläre Eröffnung.

Ein kleiner Bruder des Tresors wird das Shift nicht, auch wenn es im selben Gebäude ist. „Es wird kein neuer Club“, sagt der Kulturdirektor des Shift, Leon Ludwig Barth, 26. „Es ist es Experimentierraum, ein Projektraum, für Live-Performances und Ausstellungen.“ Noch gehört der aber den Handwerkern, eine Bar muss noch rein und eine bewegliche Bühne. Barth will vor der Party niemanden reinlassen, schon gar nicht mit Kamera. „Wir wollen den Aha-Effekt erhalten“, sagt er.

Später mal kommen sollen vor allem die internationalen Gäste der Stadt. Die erwartet dann in dem 120 Quadratmeter großen Raum, der bisher als Lagerraum diente, eine monatliche Kurzfilmnacht mit Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg, die bisher im Ballhaus Ost stattfindende Cabaretshow „The Final Scream Queen“ und der monatliche Shift-Academy- Abend. Dort gibt es dann Workshops und Vorträge zu den Themen Musik, Kunst und Musikproduktion. „Mit internationalen DJs und Produzenten wollen wir die Clubkultur aufarbeiten, in der Zeit zurück gehen“, sagt Barth. Alle Fragen, die bei einem Clubbesuch aufkämen, sollen dann beantwortet werden. „Als ob man im Club die Musik ausmacht und den DJ etwas fragt“, sagt Barth. Er ist gelernter Veranstaltungskaufmann, organisierte eine Zeit lang in Frankfurt am Main einen Open Air Club, arbeitete dann für den Schmuckhersteller Thomas Sabo und ist seit drei Jahren als Künstler in Berlin und nennt sich Leon von Pullerhaun. „Ich habe mein Herz an die Clubs und das schnelle Leben hier verloren“, sagt er.

Gefeiert wird im Shift natürlich auch nach Silvester, zwar nicht mehrmals die Woche, aber ab und zu im Rahmen von Ausstellungen. Nur Minimal und House wie in den meisten Berliner Clubs will Barth nicht spielen. Er kündigt ein experimentelleres Konzept an, mit Einflüssen beispielsweise aus Wave und New Wave. Für das Shift will Barth nicht in üblichen Szenemagazinen und oder auf den gängigen Webseiten bewerben, sondern in Kulturmagazinen. Das Programm werde sich ständig ändern. Künstler und Kreative könnten sich am Konzept beteiligen. Ganz nach dem Namen: Shift bedeutet Wechsel, Wandel – ein Synonym für ganz Berlin. Christoph Spangenberg

New Years Eve in Tresor, Globus (beide ab 22 Uhr) und Shift (ab 1 Uhr), Kombiticket 23 Euro, nur Shift 11 Euro, Köpenicker Straße 70, Mitte.

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