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Berlin: Ein Spiel wird zum Stummfilm

„Und was machen wir, wenn ein Tor fällt?“, fragt Nasser Kilada seinen Freund und Musikerkollegen Christian Kögel und schlägt nachdenklich seine Bongos.

„Und was machen wir, wenn ein Tor fällt?“, fragt Nasser Kilada seinen Freund und Musikerkollegen Christian Kögel und schlägt nachdenklich seine Bongos. Kögel zupft weiter sanft die Saiten seiner Oud, der arabischen Kurzhalslaute, und bleibt entspannt. „Kommt ganz darauf an, wer es schießt!“ Nie hätten die Musiker gedacht, wie viel zu überlegen ist, wenn sie ihre Idee tatsächlich umsetzen. Sie sei „verrückt“, das sagen sie selbst: das Achtelfinale Brasilien gegen Chile als Stummfilmkonzert zu gestalten. Möglichst abwechslungsreich und mitreißend wollen sie das Spiel im stumm gestellten Fernseher mit ihren Saiten- und Percussioninstrumenten begleiten, auch der befreundete Jazz-Saxophonist Florian Trübsbach soll dazukommen.

Nun sitzen Kilada und Kögel im Neuköllner Jazz- und Kulturcafé Fincan, wo das Konzert an diesem Montag pünktlich zum Anpfiff beginnt, und grübeln: Was spielt man, wenn in Südafrika die Nationalhymnen der Mannschaften ertönen, und wie geht man mit dem penetranten Vuvuzela-Ton um? Kilada war bis in die späten Achtziger, als er noch in Kairo wohnte, ein gefragter Sänger moderner ägyptischer Popmusik. Seit 21 Jahren lebt der 49-Jährige in Berlin und arbeitet hauptberuflich als Musikpädagoge in Wedding. Der 41-jährige Kreuzberger Kögel dagegen hat an der Akademie der Künste klassische und Jazz-Gitarre studiert und spielt in mehreren Berliner Bands, so auch mit Kilada in der Formation „Ranin“, die ägyptisch-koptische und westliche Einflüsse mischt. Eines seiner Probleme mit diesem Abend: „Wie muss ich mich setzen, damit ich das Spiel sehen kann, ohne jemandem den Rücken zuzukehren?“ Eva Kalwa

Heute, 20.30 Uhr, Café Fincan, Altenbraker Str. 26 in Neukölln, Infos auf www.fincan.eu oder unter Tel. 62730874.

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