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Berlin: Ein Traum, der wahr werden kann: Libeskinds Büro feiert den Sieg Berliner Angestellte wollen beim Aufbau Ground Zeros dabei sein

Es klingt nach Arbeit im Berliner Architektenbüro. Soll heißen: im Hintergrund ist nichts zu hören.

Es klingt nach Arbeit im Berliner Architektenbüro. Soll heißen: im Hintergrund ist nichts zu hören. Kein Korkenknallen, keine Jubelrufe, nur geschäftige Stille. „Wir feiern erst heute Nachmittag“, sagt der Mann am Telefon. Denn noch ist der Sieg von Daniel Libeskind nur ein Gerücht, von der „New York Times“ in die Welt getragen. Bis in Libeskinds Büros in Berlin, in Toronto und in Bern. Auch in der Schweiz wollen sich die 25 angestellten Architekten, die zurzeit ein Einkaufszentrum planen, nicht zu früh freuen. Auch, wenn die Nachricht wie in Deutschland schon im Frühstücksfernsehen lief. Auch, wenn die NY Times für jeden im Internet nachzulesen ist. Und Nina Libeskind am Vormittag in den Büros schon angerufen hat, um die frohe Botschaft – es wird bis 17 Uhr gearbeitet. Und erst nach der offiziellen Bekanntgabe „mit Sekt gefeiert“.

So halten es auch die Architekten in Berlin, Charlottenburg, Winscheidstraße. Nur, dass die Mitarbeiter hier noch etwas aufgeregter sind als die Kollegen in den anderen Städten. Waren sie doch maßgeblich an der Wettbewerbsarbeit beteiligt. Schon am Morgen fieberte das Büro dem Moment entgegen, wenn sich alle am Nachmittag gegen 17 Uhr versammeln werden. Den Fernseher anschalten. Nach den Nachrichten suchen. Warten. Hoffen. Lauschen. Um dann – als es endlich offiziell ist – in gemeinsamen Jubel auszubrechen.

Für Berlin ist die gute gleichzeitig auch eine bittere Nachricht. Denn Libeskind hat angekündigt, dass er bei einem Sieg nach New York ziehen wird. Es ist bereits seit Tagen so, und es wird in den nächsten Wochen unter Libeskinds Architekten und Studenten vermutlich das Hauptgesprächsthema beim Mittagessen bleiben, stets eingeleitet mit dem kurzen Satz: „Ich bewerbe mich nach New York!“ Und kaum einer wird im Kollegenkreis ausführen müssen, was ein solcher Job bedeutet. Bei der Bebauung von Ground Zero dabei zu sein. Die Turmspirale zu planen. Mitten in Manhattan.

Was für die meisten Architekten weltweit aber ein unerreichbarer Traum bleiben wird, ist für die knapp 30 Berliner Mitarbeiter gar nicht einmal utopisch. Und vielleicht klingen deshalb die Stimmen im Berliner Büro so aufgeräumt und gut gelaunt – nur fremden Besuch, den will man hier am historischen Tag partout nicht empfangen. „Sorry, doch es sind leider alle in New York: Daniel Libeskind, seine Frau und auch alle Leute von der PR-Abteilung…“ Deshalb gibt es aus Berlin keine offiziellen Kommentare, und Zutritt erhalten in der Winscheidstraße nur Architekten. Aber natürlich feiert sich so ein Sieg ohne Zaungäste auch viel ungenierter.

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