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Berlin: Ein Traum von einer Farm

Das Gut Hesterberg wurde zum schönsten Bauernhof gekürt.

Neuruppin - Mit dem Zirkel zog Detlef Hesterberg auf der Landkarte um Berlin einen Kreis mit einem 80-Kilometer-Radius. Irgendwo musste sich doch ein größeres Stück Land für einen Bauernhof mit schöner Weide für eine Galloway-Rinderherde finden lassen. Die Großstadt sollte außerdem nicht zu weit und am besten über Autobahn erreichbar sein, damit Wurst und Fleisch möglichst schnell zu den potenziellen Käufern gelangten. Und auch Ausflügler sollten den geplanten Hofladen gut erreichen können.

Diese Planungen liegen rund 15 Jahre zurück, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In einer deutschlandweiten Umfrage der ARD kürten die Zuschauer kürzlich das Gut Hesterberg zum „schönsten Bauernhof“. Zu finden ist der Hof im kleinen Dorf Lichtenberg, sieben Kilometer südlich von Neuruppin. Die Familie Hesterberg aus dem westfälischen Hagen hat sich hier einen Traum verwirklicht und einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Bauernhof aufgebaut.

Denn auf dem Gelände unweit der Autobahnausfahrt Fehrbellin gibt es keine über Jahrhunderte gewachsenen Gebäude und Ställe, keine Wagenräder an den Wänden, keine Holzstapel oder den typischen Landduft von Gülle und Heu. Eher ähnelt das Ensemble einem Anwesen aus den amerikanischen Südstaaten. Im Haupthaus mit Säulenportal wohnt die Familie. Hinter den Fassaden der anderen Bauten liegen Ställe, die Schlachterei und das Restaurant mit Hofladen. Direkt an die Gebäude schließen sich die Weiden für die 450 Galloways an, die auch harte Winter draußen überstehen.

„Alles hat mein Mann selbst entworfen“, sagt Brigitte Hesterberg. „Wir hatten kein konkretes Vorbild. Es sollte uns eben gefallen“, erzählt die frühere Lehrerin. Ihr Mann arbeitete auch nicht in der Agrarbranche, sondern verdiente sein Geld mit dem Ladenbau. Inzwischen führen die beiden erwachsenen Kinder Karoline (33) und Martin (31) die Geschäfte, nachdem ihr Vater Detlef vor fast drei Jahren bei einem Unfall mit einem Jagdgewehr ums Leben gekommen ist. Nach dem tragischen Verlust hatte es in der Familie kurz Überlegungen gegeben, den Betrieb aufzugeben. Da aber inzwischen 70 Beschäftigte auf dem Hof und in den Berliner Läden vom Unternehmen abhingen und die Kinder sich fit fühlten für das Geschäft, entschloss sich der Familienrat zum Weitermachen auf Gut Hesterberg.

Auf einer Kremserfahrt durch das Gelände erklärt Brigitte Hesterberg das Erfolgskonzept. Vom Slogan „Von der Weide auf den Teller“ könne sich jeder Besucher bei Betriebsführungen oder Touren mit dem Pferdewagen überzeugen. Auch Mitarbeiter geben gerne Auskunft über die Produktion auf dem Hof und berichten über Ziegen, die als Ersatzmütter für Kälber fungieren, vom kurzen, aber guten Leben der Weihnachtsgänse oder von Pferden, die auf dem Hof in Gnaden alt werden dürfen.

Die Gäste selbst bummeln über den Hof, streicheln Tiere und lassen sich die Produkte schmecken. Oft verbinden Besucher ihren Ausflug mit einem Abstecher zur Keramikerin Ursula Zänker und zum Künstler Matthias Zágon Hohl-Stein im benachbarten Karwe. Von ihm stammt unter anderem die 17 Meter hohe Stahlskulptur „Parzival“ in Neuruppin. Claus-Dieter Steyer

Weitere Informationen unter www.guthesterberg.de

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