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Berlin: Ein Typ wie Robbie

Der britische Jazzstar Jamie Cullum sollte gestern den Bundespresseball aufmischen

Das Haar zerzaust, die Jeans locker um die Hüften, ein verschmitztes Grinsen um die Lippen: einen Jazzmusiker stellt man sich anders vor. Doch weil der Brite Jamie Cullum nicht mal ansatzweise verstaubte Klischees bedient, weil er mit rebellischer Attitüde diesem Genre neuen Sexappeal verleiht, ist er in seiner Heimat enorm erfolgreich. Allein sein Debüt „Twentysomething“ von 2003 mit Coverversionen von Klassikern wie „What a difference a day made“ ging millionenfach über die Ladentheken – und wurde zum bestverkauften Jazzalbum der englischen Musikgeschichte.

Nicht, dass der singende Herzensbrecher hierzulande unbekannt wäre. Aber seit gestern dürfte der 27-Jährige ein paar Anhänger mehr haben. Als Stargast sollte er am späten Abend auf dem Bundespresseball auftreten. Schon einen Tag zuvor, bei seinem Konzert im Tempodrom, zeigte Jamie Cullum, was die Gäste seiner Show zu erwarten haben: Wilde Akrobatik am Piano, eine grandiose Stimme und zwischendurch immer wieder ein paar Witzchen. So erzählte Cullum, dass ihm während seiner ersten langen Tour die Konzertbesucher in Sorge um Mangel an ausreichender Wechselwäsche selbige auf die Bühne warfen. Die Frauen-Tangas habe er dann aber doch nicht anziehen wollen. Die trage nun der Saxophonist.

Weibliche Fans haben ohnehin keine Chance. „Groupies sind Schwerstarbeit, und ich habe sowieso eine Freundin“, gibt er im Gespräch unumwunden zu – ebenso den Umstand, dass er sich über Vergleiche mit Popstar Robbie Williams freue, die vor allem auf seine Entertainerqualitäten abzielen. „Ich liebe Robbie, ich habe ihn mal getroffen, er ist ein cooler Typ.“

Getroffen hat Jamie Cullum auch den HipHop-Star Pharell Williams. Er coverte dessen Hit „Frontin“ und schrieb mit ihm Songs für sein letztes Album „Catching Tales“, die jedoch kurzfristig wieder gestrichen wurden. Sehr zur Enttäuschung seiner Fans. Vielleicht erscheinen sie auf dem nächsten Album, an dem Cullum derzeit arbeitet.

Aber Moment mal: Wird er, der zarte Sänger, von den schweren Rap-Jungs überhaupt ernst genommen? „Ja, natürlich, denn wir haben mehr gemein, als man denken mag. Schließlich sampeln viele HipHop-Künstler alte Jazz-Platten.“ Und so kann es durchaus sein, dass Cullums nächste Platte beatlastiger und grooviger wird. Sollte er von den Organisatoren des Bundespresseballs noch einmal eingeladen werden, wäre es also durchaus denkbar, dass sich Köhler und Co zwischen gediegenen Walzern auch mal zum Breakdance hinreißen lassen.

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