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Berlin: Ein Umzug am Ku’damm: Herr Martins ehrt St. Martin

Es ist ja nicht so, dass in Berlin des Sankt Martins gar nicht gedacht würde. Laternenumzüge auf Seitenstraßen, am liebsten von einem Reiter mit Umhang angeführt, sind dieser Tage auch in hiesigen Kindergärten populär.

Es ist ja nicht so, dass in Berlin des Sankt Martins gar nicht gedacht würde. Laternenumzüge auf Seitenstraßen, am liebsten von einem Reiter mit Umhang angeführt, sind dieser Tage auch in hiesigen Kindergärten populär. Aber ein katholisches Martinsfest im Zentrum der protestantischen Stadt – das ist ungewöhnlich.

Heute am 10. November, morgen gleich noch mal geschieht genau das. Im Kranzler-Eck wird ab 15 Uhr der St. Martinstag gefeiert, und alle sind eingeladen. Sie sollten dabei nicht nur an den Heiligen denken, der den Mantel mit einem Bettler geteilt hat. Das Fest erinnert auch an Reiner Martins. Ihm ist es zu verdanken, dass der Feiertag auch in diesem Jahr am Ku’damm begangen wird - obwohl Martins seit sechs Jahren tot ist.

Die Geschichte dieses besonderen Fests beginnt in den Sechzigern. Reiner Martins aus Berlin studiert Betriebswirtschaft und pflegt ein großes Hobby: Reisen. Gerne fährt er mit einem Freund ins Rheinland. Er mag die frohe Lebensart dort und die Feste. Besonders die Martinsumzüge gefallen ihm, nicht nur, weil es aussieht, als seien sie nach ihm benannt. Die Laternen, die Lieder, die Süßigkeiten haben es ihm angetan. Später macht Martins seine Lieblingsbeschäftigung zum Beruf: Er wird Reiseverkehrskaufmann.

Martins lebt sparsam, sein Geld wird er zu Lebzeiten wohl nicht ausgeben. Ihm kommt eine Idee: Er will den Martinstag in Berlin populär machen, mit einem jährlichen Fest auf dem Ku´damm. Die Berliner sollen die schönen Bräuche kennen und schätzen lernen. Das schreibt Martins ins Testament - und wird zum Missionar für den Namensvetter. 1998 stirbt er mit 56 Jahren bei einem Unfall während einer Reise. Er hinterlässt 30 000 Mark.

Seither gab es bereits drei Feste, finanziert aus Martins´ Nachlass. In diesem Jahr feiern die Martinsfreunde nun im Neuen Kranzler-Eck, mit Geschichten über den Heiligen, mit alkoholfreiem Punsch und saftigen Weckmännern. Eine Keyboarderin spielt Lieder zu Ehren des Heiligen. Fürs nächste Fest sind noch immer 7000 Euro übrig.

Eine - nicht vollständige – Liste über Martinsfeiern findet sich im Internet unter www.erzbistumberlin.de.

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