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Berlin: Ein Urteil über Frauen mit Kopftuch

Von Suzan Gülfirat Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. „Ein richtiges Urteil“, titelte am Freitag die Tageszeitung Türkiye zu dem Kopftuch-Urteil des Bundesarbeitsgerichtes.

Von Suzan Gülfirat

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

„Ein richtiges Urteil“, titelte am Freitag die Tageszeitung Türkiye zu dem Kopftuch-Urteil des Bundesarbeitsgerichtes. Einen Tag zuvor hatte der zweite Senat des Erfurter Gerichtes entschieden, dass das Tragen eines Kopftuches am Arbeitsplatz aus religiösen Gründen kein Kündigungsgrund ist. Das Gericht gab damit einer Türkin in der hessischen Kleinstadt Schlüchtern Recht, die entlassen worden war, weil sie künftig an ihrem Arbeitsplatz in einem Kaufhaus ein Kopftuch tragen wollte. Nicht nur, dass sie wieder eingestellt werden muss. Sie kündigte auch an, dass sie wieder in der Parfümerieabteilung arbeiten möchte.

Während die Tageszeitung Türkiye über dieses Urteil auf ihrer Titelseite groß berichtet hat, erschien in der auflagenstärksten türkischen Tageszeitung Hürriyet nur eine Meldung. Gerade der Vergleich macht deutlich, wie schwer es für türkische Zeitungen ist, ein wirklichkeitsgetreues Bild von der türkischen Bevölkerung in Deutschland wiederzugeben. Denn kennzeichnend für die Hürriyet ist, dass in ihrer Berichterstattung – vor allem in ihrer Europabeilage – kaum Frauen mit Kopftüchern vorkommen. Wenn religiöse Türken auf diesen Seiten ein Thema sind, dann meistens in negativem Zusammenhang. Manchmal sehen die Frauen, die in der Berichterstattung der Hürriyet vorkommen, sogar so aus wie die Frauen in der Bild-Zeitung: Blondiert und halb nackt. Und oft sind die Türken, über die die Hürriyet berichtet, mehr oder weniger erfolgreich. Mit anderen Worten: Das Bild der Türken in Deutschland entspricht in der Hürriyet nicht unbedingt der Wirklichkeit.

Denn schaut man auf die Europaseiten der Tageszeitung Türkiye, tragen in Deutschland sehr wohl viele türkische Frauen einen Kopftuch. Vor allem wird das deutlich, wenn die Zeitung über Veranstaltungen von nationalistisch-religiösen Vereinen berichtet. Auf den Fotos sind dann gar keine Frauen oder nur Frauen mit Kopftüchern zu sehen. Die Türkiye berichtet auch gerne über den den Bau von Moscheen in Deutschland. In der vergangenen Woche wurde solch ein Gebetshaus in Erlangen fertiggestellt. Unter der Überschrift „Eine prunkvolle Eröffnung“ hat die Zeitung über dieses Ereignis auf einer halben Nachrichtenseite, wo die wichtigsten Themen stehen, aus der Feder von drei Korrespondenten und geschmückt mit mehreren Bildern, berichtet. Darauf waren – mit Ausnahme einer Frau –nur Männer zu sehen.

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