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Berlin: Einbrecher hatten Opfer ausspioniert

Zwei Kroaten misshandelten eine Hausbesitzerin. Einer von ihnen erkennt nur Gott als Richter an

Die Frau kam wie immer weit nach Mitternacht nach Hause. Sie stellte den Korb mit den Tageseinnahmen ab. Die Gastwirtin war wie meistens allein in ihrem Reihenhaus in Lichtenrade. Das alles hatten die Einbrecher ausgekundschaftet. „Plötzlich kamen zwei Maskierte aus meiner Küche“, sagte Hildegard B. gestern vor dem Berliner Landgericht. Der Überfall, bei dem sie geknebelt, gefesselt, getreten, geschlagen und ausgeraubt wurde, geschah vor mehr als vier Jahren. Der Prozess um den Alptraum in den eigenen vier Wänden wühlte die Bilder wieder auf.

Die beiden Angeklagten, zwei Kroaten, sollen die heute 57-jährige Gastwirtin an einen Stuhl gefesselt haben. „Sie wollten Geld“, sagte die Zeugin. Eine Antwort sei ihr gar nicht mehr möglich gewesen. „Sie hatten mir den Mund zugeklebt.“ Die Einbrecher wurden sofort gewalttätig. „Sie traten und schlugen mich.“ Sie rissen ihr eine Goldkette vom Hals und schleppten die Gefesselte ins Badezimmer. Sie ließen die Wanne voll Wasser. Einer der Einbrecher kündigte an: „Die Alte werden wir ersaufen.“ Etwa 15 Minuten stand die Hausbesitzerin vor der Wanne. „Ich dachte jeden Moment, es ist zu Ende.“

Der 25-jährige Zdravko G. und der 27-jährige Zoran R. sind zwei schlanke, eher unscheinbare Männer. Der Jüngere will in der Haft zu Gott gefunden haben. Nicht aber zu einem Bekenntnis zur Tat. Er verweigerte die Aussage, weil „der Herr“ ihm das Schweigen geboten habe, weil nur Gott sein Richter sei. Wenn er sich dem widersetze, versinke er erneut im Sumpf, „in der Kriminalität“. Zweimal wurde er in den letzten Jahres bereits verurteilt. Die Richter konnten ihn auch nicht mit einer möglichen Strafmilderung im Falle eines Geständnisses zu einer Aussage bewegen. Zoran R. dagegen räumte die Vorwürfe pauschal ein.

Der Gastwirtin wurden nun Fotos von dem Überfall am 3. Februar 1999 vorgelegt. Sie schienen ihr den Atem zu nehmen. Die Einbrecher hatten ihr Heim auf der Suche nach Geld verwüstet. „Es sah aus wie nach einer Explosion“, sagte sie. Die Gangster seien mit rund 15000 Euro sowie ihrem gesamten Schmuck geflohen. Und sie hatten die Schlüssel für die beiden Lokale der Frau. Die Einbrecher kannten sich aus. In einer der Gaststätten brachen sie noch die Automaten auf und verschwanden dann.

Die Gastwirtin hatte Prellungen am gesamten Körper und blutende Wunden im Gesicht erlitten. Am nächsten Tag aber stand sie wieder wie seit 25 Jahren couragiert hinterm Tresen. Das Leben ging weiter, aber anders: „Jeden Abend hatte ich schreckliche Angst.“ Das Haus wurde ihr immer unheimlicher. Sie verkaufte es schließlich. Nun hofft sie auf eine angemessene Strafe für die Täter. Die Beweislast gegen die vorbestraften Kroaten scheint erdrückend: Sie hinterließen am Tatort DNA-Spuren – Zigarettenkippen und eine Blutspur beim Zerschlagen einer Scheibe. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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