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Kleine Warnung. Hoffentlich mit Wirkung.

© dpa

Einbruchssaison in Berlin: Einmal Fenster aufhebeln, bitte!

Beim Präventionstag der Polizei konnten Bürger selbst ausprobieren, wie leicht so ein Einbruch geht. Ein Ortstermin im Polizeipräsidium in Berlin-Tempelhof.

Martina Schmidt setzt den Schraubendreher an. Ein Hebelgriff, ein Ruck – auf ist das Fenster. Sieht schick aus, das helle Klappfenster aus dem Baumarkt, aber mehr auch nicht. Dann versucht sich die 61-jährige Neuköllnerin am sicherheitsverdübelten Modell. Mit dem Kuhfuß bis 11 Tonnen Hebelkraft. Keine Chance.

Es waren recht anschauliche Angebote, die die Polizei in Kooperation mit Fachfirmen am Aktionstag zum Schutz vor Einbrechern am Platz der Luftbrücke machte. Der Präventionstag hätte zeitlich nicht besser getaktet sein können. „Im Vorjahr hatten wir an dem Tag nach der Umstellung zur Winterzeit fast viermal so viel zu tun wie sonst“, sagt Ulrich Wollenberg, dessen Firma von Versicherungen nach Einbrüchen gerufen wird. Bei Martina Schmidt und ihrem Mann Klaus wurden vor längerer Zeit die Mäusegitterfenster im Keller des Einfamilienhauses eingetreten.

Jetzt sind die Einbrecher wieder unterwegs

Jetzt wollen sie sich einfach mal umschauen. Einbrecher haben laut Statistik nicht im Sommer zur Ferienzeit Hochsaison, sondern während der dunklen Monate, in denen sie tagsüber geschützt, schnell und unerkannt ans Werk gehen können. Der Schutz vor ihnen ist eine Wissenschaft für sich. Die vielen Hebel, Dübel, Schlösser, Normenangaben – wirkt alles ein bisschen wie eine Verkaufsausstellung von Tresoren oder Gefängnisinterieur. „Die meisten Leute kommen mit genauen Vorstellungen, die haben alle kritischen Stellen abfotografiert und auf dem Laptop als Bilderschau dabei“, sagt Georg von Strünck, Sachgebietsleiter Technische Prävention beim Landeskriminalamt. Er warnt davor zu denken: Bei mir ist ohnehin nichts zu holen. Fast jeder habe etwas angesammelt, Familienschmuck, Notbargeld in der Schatulle, was die Täter unauffällig im Rucksack abtransportieren können. Besonders der Verlust von privaten Bildern auf externen Festplatten oder Laptops schmerze die Opfer. Und selbst wenn die Täter ohne Beute gingen, so zögen etliche Betroffene danach wegen der psychischen Belastung durch das zerwühlte Zuhause aus. Ein Sammelsurium von Schlössern, Schlüssen und Sperriegeln hat auch Andreas Werner auf dem Tisch. In Mehrfamilienhäusern seien Wohnungen im Erdgeschoss und im Dachgeschoss am stärksten gefährdet, warnt er. „Treten Sie mal unten gegen ihre Altbauwohnungstür“, sagt Werner, „wenn sich die Holztür dort leicht wegdrücken lässt, können sich Täter mit dem Hebelwerkzeug schön nach oben Richtung Schloss weiterarbeiten.“ Dreierlei hilft: Tür von innen mit einer Platte schützen, Stangenriegelschloss, Zapfen- und Bolzenschutz an der Türseite gegenüber dem Schloss.

Viele Berliner Dachgeschossmieter wähnten sich zudem in falscher Sicherheit, weil die Stahltür nach draußen so schön dick wirke. „Das hat aber meist nur mit Feuerschutz zu tun, nicht mit Einbruchsschutz“, weiß Präventionsexperte von Strünck. Um den sogenannten reisenden Tätern aus ärmeren Ländern, kriminellen Berlinern oder Drogenabhängigen unter Beschaffungsdruck das Handwerk zu legen, sei aber nicht nur Technik wichtig, sondern nachbarschaftliche Aufmerksamkeit: Hinhören, hingucken, mitdenken. Und bitte Schlüssel nicht draußen verstecken, Einbrecher finden sie immer, wissen die Fachleute. Annette Kögel Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle ist am Platz der Luftbrücke 5 in Tempelhof. Das Servicetelefon zur technischen Prävention hat die 4664 97 9999.

Infos im Internet: www.berlin.de/polizei/praevention, www.polizei-beratung.de sowie unter www.k-einbruch.de

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