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Warnung vor Einbrechern. Mit diesem Hinweis macht die Polizei Hausbewohner darauf aufmerksam, dass in ihrer Nachbarschaft eingebrochen wurde. Sie appelliert zudem an Mieter und Eigentümer, ihre Wohnungen besser zu sichern.

© Doris Klaas-Spiekerman

Einbrüche in Berlin: Sichere Geschäfte

Die Zahl der Einbrüche in Berlin stieg im letzten Jahr drastisch. Sicherheitsunternehmen sind gefragter denn je und meinen: private Schutzmaßnahmen sind das beste Mittel, um Diebstählen vorzubeugen.

„Allein letzte Woche ist unser Unternehmen wieder nach 70 Einbrüchen zu Reparaturen gerufen worden“, sagt Ulrich Wollenberg, während er eine Wilmersdorfer Dachgeschosswohnung begutachtet. Und der Mieter, der den Chef der Firma „Sicherheitssysteme Wollenberg“ zur Beratung eingeladen hat, könnte wohl leicht eines der nächsten Opfer werden, wenn er seine Wohnung nicht besser sichert: Die dünne Wohnungstür sei „eigentlich nur eine normale Innentür“, urteilt der Fachmann und beweist deren Instabilität, indem er sich mal kurz gegen den unteren und oberen Rand lehnt. Das einfache Sicherheitsschloss nutze da nicht viel.

Immerhin gibt es in der Wohnung keinen Schmuck und kein Bargeld – dies sind die Dinge, für die sich Täter typischerweise interessieren. Viel seltener würden sperrige Dinge wie Flachbildfernseher gestohlen, sagt Wollenberg. Der Zehlendorfer Sicherheitsunternehmer kommt mit der Arbeit kaum hinterher: Soeben hat er die Zahl der Mitarbeiter von zehn auf 13 vergrößert, drei weitere Angestellte kommen bald hinzu. Die Firma gibt es seit zwölf Jahren, doch nie wurde sie so oft nach Einbrüchen zu Beratungsgesprächen gerufen wie im vorigen halben Jahr. „Fehler der Politik“ begünstigen nach Auffassung des 44-jährigen Unternehmers die Entwicklung. Besonders die Öffnung der Grenzen zu Osteuropa habe einen sprunghaften Anstieg bei Einbrüchen ausgelöst. Während Dänemark Grenzkontrollen eingeführt und die Niederlande eine Kameraüberwachung des Verkehrs an Grenzübergängen gestartet hätten, sei in Deutschland zu wenig getan worden, um der länderübergreifenden Kriminalität zu begegnen. Außerdem sei das Strafmaß zu gering.

Nachholbedarf sieht Wollenberg auch bei den Hauseigentümern. Unter privaten Hausbauern „denken im Vorfeld vielleicht 15 bis 20 Prozent über die Sicherheit nach“, schätzt er. Zudem vernachlässigten die Hersteller von Fertighäusern das Thema. Jedenfalls habe seine Firma angeblich sichere Fenster in einem Test schnell aufstemmen können. Und bei Mietwohnungen existiere „keine Verpflichtung“ des Vermieters, die Räume fachmännisch zu sichern – der Mieter müsse dafür in der Regel selbst aufkommen. Alarmanlagen mit Anschluss an eine Notrufzentrale kosten oft mehrere tausend Euro. Doch ein Problem bleibt laut Wollenberg: „Nach einem Alarm haben die Täter mindestens zehn Minuten Zeit.“

In Einfamilienhäusern hebeln Einbrecher in mehr als 80 Prozent der Fälle ein Fenster auf. Das dauert oft nur wenige Sekunden. Als Gegenmaßnahmen empfiehlt Wollenberg „einbruchshemmende Sicherheitsbeschläge“ sowie Fenstergriffe mit Druckzylinderschlössern – diese verhindern, dass Täter das Fenster durch einen aufgestemmten Spalt entriegeln können. Ein weiterer Schutz sind abschließbare Teleskopstangen, die das Aufdrücken der Fenster verhindern sollen. Da diese Stangen sichtbar seien, schreckten sie Gelegenheitstäter meist ab, sagt Wollenberg. Gegen Banden mit professionellem Werkzeug gebe es dagegen keinen vollständigen Schutz, man könne die Taten lediglich erschweren. Im Übrigen würden Fenster nur selten komplett eingeschlagen: „Das macht relativ viel Lärm und birgt eine hohe Verletzungsgefahr.“

Haus- und Wohnungstüren sollten „immer an mehreren Punkten verriegelt werden“, rät Wollenberg. Zum Beispiel können innen Stangen- und Querriegelschlösser hinzugefügt werden. Auch hier gilt, dass von außen sichtbare Zusatzschlösser manchmal bereits den Versuch abwenden, in die Wohnung einzudringen. Auch gescheiterte Einbrüche verursachen kostspielige Schäden an Türen oder Fenstern. Manchen Hausbesitzern wird erst nach einem Einbruchsversuch klar, dass sie in die Sicherheit investieren müssen – dies kann wie im Fall eines Villenbesitzers in Westend schon mal 20 000 Euro kosten.

Tipps zu Schutzmaßnahmen gibt es bei der Kriminalpolizeilichen Beratung, Platz der Luftbrücke in Tempelhof, bis zu 30-minütige Beratungsgespräche sind dort gratis (Tel. 4664 97 99 99, E-Mail: einbruchschutz@polizei.berlin.de). Vertreter privater Sicherheitsunternehmen besuchen Interessenten in der Regel kostenfrei zu Hause, haben jedoch geschäftliche Interessen.

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