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Berlin: Eine Chance für hoch begabte Kinder

Expertenkommission des Schulsenators fordert Spezialklassen und Intelligenztests zur Früherkennung

Von Susanne Vieth-Entus

Hoch begabte Kinder sollen besser gefördert werden. Eine Expertenkommission der Senatsbildungsverwaltung hat jetzt eine entsprechende Konzeption erarbeitet, deren Entwurf dem Tagesspiegel vorliegt. Vorgesehen sind demnach Spezialklassen in Grund- und Oberschulen, regionale Begabtengruppen, zusätzliche Leistungskurse sowie eine individuelle Förderung durch Überspringen von Klassen und die Teilnahme an Hochschulveranstaltungen. Eine spezielle „Schule für hoch Begabte“ nach bayerischem Vorbild wird zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt.

Von Mitte September an will Schulsenator Klaus Böger (SPD) entscheiden, welche Vorschläge verwirklicht werden. Der Kommission war es in erster Linie darum gegangen, bessere Wege aufzuzeigen, wie sich Hochbegabung erkennen lässt. Denn geschieht dies nicht, werden keineswegs nur Ressourcen verschwendet. Es kann auch „katastrophale Folgen“ für den Lebens- und Bildungsweg der Betroffenen haben, wie es im Vorwort des Papiers heißt. Deshalb empfiehlt die Kommission, diesen Aspekt bei der Lehreraus- und weiterbildung stärker zu berücksichtigen. Außerdem sollen auch Intelligenztests zum Einsatz kommen, bevor Schüler in den geplanten Begabtengruppen Aufnahme finden. Die Begabtengruppen sollen nachmittags drei Stunden zusätzlichen Unterricht erhalten. Dabei können Themen des Rahmensplans erweitert und vertieft oder auch andere Themen behandelt werden. Zunächst soll es drei, längerfristig sechs Standorte geben.Hier nun weitere Kommissions-Vorschläge:

jahrgangsübergreifende Züge zur Vorbereitung auf das Überspringen einer Klasse

besondere Klassen ab Klasse 3 mit zusätzlichen Unterrichtsangeboten

Abitur mit fünf Leistungskursen

Sommerakademien und Ferienkurse in Zusammenarbeit mit Hochschulen und privaten Sponsoren für Schüler ab Klasse 9

verbesserte Kooperation mit Kinderärzten, die speziell fortgebildet werden sollen, um Hochbegabung früher zu erkennen

Sensibilisierung und Fortbildung von Erziehern und Lehrern.

Noch ist offen, welche dieser Empfehlungen tatsächlich an Bildungssenator Klaus Böger (SPD) weitergereicht werden. Noch bis Mitte September können die Kommissionsmitglieder Änderungsvorschläge einbringen. Dann wird Böger das Papier bewerten und entscheiden, was umsetzbar ist. Generell kann er auf Unterstützung aus den Regierungsfraktionen rechnen, denn SPD und PDS hatten in ihrer Koalitionsvereinbarung bereits festgeschrieben, dass ab 2003/04 an ausgewählten Grundschulen Modellversuche zur Hochbegabtenförderung angeboten werden sollen.

Bisher gibt es in Berlin streng genommen keine „Hochbegabtenförderung“. Denn die so genannten Schnellläuferklassen, die in zwölf Jahren zum Abitur führen, stehen allen Kindern offen, die gute Noten haben. Über die Aufnahme entscheidet dann kein Intelligenztest, sondern ein Losverfahren.

Eltern hoch begabter Kinder werden oft allein ihrem Schicksal überlassen. Sie sind auf verständnisvolle Lehrer, Erzieher, Ärzte oder Schulräte angewiesen. Mit den neuen Förderinstrumenten sollen die rund zehn Prozent der Schüler erfasst werden, deren Intelligenzquotient über 120 liegt.

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