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Berlin: Eine Dame mit vielen Verehrern

Vor der Verleihung des Europäischen Filmpreises in der Treptower Arena

Schade, wieder zu früh, diesmal um fünf Tage. So durfte das Publikum der European Film Awards auch an diesem Sonnabend nicht auf einen führenden, mit Nikolausmütze geschmückten Kopf des kontinentalen Kinos hoffen, während noch vor vier Jahren der damalige Chairman der Europäischen Filmakademie, Nik Powell, auf der Preisfeier rotbemützt zu bewundern war. Auch eine multinationale Kochshow wie vor zwei Jahren, etwa wieder mit Wim Wenders beim Salami-Schnippeln oder Heino Ferch als Pizzabäcker, war nicht zu erwarten. Auch beim Europäischen Filmpreis bemüht man sich publikumsfreundlich um Varianten im Programm.

Mit der Treptower Arena aber war es derselbe Ort wie bei den letzten Malen, als Europas Filmpreis in Berlin Station machte. Abends um 19 Uhr, so stand es im Terminplan, sollte dort der Einmarsch der Beteiligten wie auch der Gäste beginnen, während Emmanuelle Béart und Jan Josef Liefers sich vielleicht noch rasch freiräusperten, die Garderobe glattstrichen, schließlich würden sie beide als Moderatoren durch den Abend führen.

Ein besonderer Abend, galt es doch, das 20-jährige Bestehen des Europäischen Filmpreises zu feieren, ehemals unter dem Namen Felix bekannt, bis die von Markus Lüpertz geschaffene, offenbar männliche Figur Ende der neunziger Jahre durch das heutige, zwar erkennbar weibliche, doch namenlose Exemplar abgelöst wurde. Schon am Vorabend war gefeiert worden, mit einem Filmmusikkonzert im Admiralspalast, einem Potpourri aus den Soundtracks berühmter europäischer Filme. Teilweise wurden sie präsentiert von ihren Komponisten, darunter dem Briten David Arnold, unlängst für die Musik zum letzten Bond-Film „Casino Royale“ preisgekrönt, die denn auch zum Programm des Musikabends gehörte.

Das „Casino Royale“-Team war mit einem weiteren Mitglied präsent, dem dänischen Schauspieler Mads Mikkelsen, ehemals Bonds Gegenspieler im Poker-Wettkampf, diesmal nun einer der Laudatoren bei der Preisverleihung. Wessen Namen er verlesen würde, wusste auch er vor der Veranstaltung nicht, es wird, anders als früher, viel Geheimnis um die Preisträger gemacht, unmöglich, vor der Verlesung der Namen etwas zu erfahren. Beim Oscar ist es schließlich ähnlich.

Mit einer Tradition wurde leider nicht gebrochen. Auch diesmal würden nicht alle der hoffnungsfrohen Nominierten anwesend sein. Regisseur Jean-Luc Godard und Kameramann Michael Ballhaus schienen garantiert, beide sollten für ihr Lebenswerk prämiert werden, der erstere kam aber doch nicht Auch mit Marianne Faithfull („Irina Palm“), Helen Mirren („The Queen“) und Michel Piccoli („Belle toujours“) wurde nicht gerechnet. Undenkbar für einen Hollywood-Star bei der Oscar-Verleihung, selbst wenn sich gerade eine Flammenwand seiner Villa in Malibu nähert. Vielleicht sollte die Bronzedame endlich einen Namen bekommen. Mag sein, dass dies hilft.

Immerhin, die Prominentenliste war auch so von imponierender Größe. Fürs Musikalische hatte man die Leningrad Cowboys verpflichtet, als exponierte Gesichter des europäischen Kinos Jeanne Moreau und Liv Ullmann eingeladen. Erwartet wurden auch Peter Lilienthal, Jirí Menzel, István Szabó, dazu Ben Whishaw, als Hauptdarsteller im „Parfum“ nominiert für die namenlose Bronzeschönheit, ebenso Fatih Akin und Julia Jentsch.

Zum Glück rissen die Wolken rechtzeitig auf. Die Zelebritäten würden die Feier trockenen Fußes betreten können. ac

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