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Berlin: Eine feine Eisschicht auf den Straßen ließ die Stadt rutschen

BERLIN .Die Regenmenge war kaum meßbar, aber sie verwandelte Straßen und Gehwege in tückische Schlitterbahnen.

BERLIN .Die Regenmenge war kaum meßbar, aber sie verwandelte Straßen und Gehwege in tückische Schlitterbahnen.400 Menschen kamen mit Brüchen und Prellungen ins Krankenhaus.Die Polizei zählte zwischen 5 und 10 Uhr 430 Mal Unfälle, meist Blechschäden - "normal" sind 150.Die BSR streute ab 3 Uhr früh mit Salz.Dies hilft im Olympiastadion nicht: Das Sonnabend-Spiel Hertha gegen Freiburg wurde wegen Eises abgeblasen.Das Chaos auf den Straßen hatte schon in der Nacht begonnen.Mehrere Betrunkene kamen mit dem Eis nicht klar, und auch die Polizei verursachte einen Unfall: Gegen Mitternacht kam eine Funkstreife der Polizei ins Schleudern, als sie bei Rot über eine Kreuzung raste.Dabei wurde ein Mofafahrer schwer verletzt.

Tückisch war vor allem das Kleinpflaster auf Gehwegen.Hier rutschten die meisten Menschen aus.Nachdem die Rettungswagen doppelt soviele Einsätze wie sonst fahren mußten, rief die Berliner Feuerwehr gegen 11 Uhr zehn Freiwillige Wehren zur Hilfe.Die BSR rückte nachts gegen 3 Uhr mit 200 großen Streufahrzeugen aus, nachdem der "kleine Notsalzplan" vom Senat genehmigt worden war.Bei der kleinen Salzung werden auf 7500 Kreuzungen der Hauptstraßen etwa zehn Gramm pro Quadratmeter versprüht.Ab 5 Uhr begannen 1000 Straßenfeger, auch die Fußgängerüberwege mit Granulat zu entschärfen.Gegen zehn Uhr hatte sich die Situation auf den Straßen nach Angaben der Polizei normalisiert.

Unter dem Sprühregeneis leiden auch die Fußballfans.Das für heute nachmittag angesetzte Spiel zwischen Hertha und Freiburg ist abgesagt worden.Denn weite Teile der Tribünen im Olympiastadion sind vereist, die Sicherheit der Zuschauer sei deshalb nicht gewährleistet, teilte der Berliner Verein mit.Die Partie soll am kommenden Dienstag, 8.Dezember, um 20 Uhr nachgeholt werden; die Karten bleiben gültig.

Das Blitzeis kam am Donnerstag abend, und in der Nacht gab es dann auch die schlimmsten Unfälle.Einer wurde von einem Polizisten verursacht, der gegen Mitternacht mit seinem Funkwagen in Neukölln die Kontrolle über das Fahrzeug verlor.Die Streife wollte mit Blaulicht und Martinshorn zu einem Einsatz, als sie auf der Kreuzung Dammweg/Sonnenallee bei "Rot" ins Rutschen kam.Der VW-Bus erfaßte dann einen Mofafahrer.Der 39jährige wurde schwer verletzt.Die Streife war mit einem Unfalldatenspeicher ausgerüstet, der jedoch noch nicht ausgewertet ist.

Bei mindestens drei Unfällen war reichlich Alkohol im Spiel.In Spandau und Neukölln stürzten angetrunkene Fußgänger beim Überqueren einer Straße auf die Fahrbahn und wurden danach von Autos überfahren.Ein angetrunkener Autofahrer raste in der Nacht in Weißensee gegen einen Baum, nachdem er ein anderes Auto beim Überholen auf dem Blankenburger Pflasterweg gestreift hatte.Der 33jährige kam schwer verletzt in ein Krankenhaus, den Führerschein behielt die Polizei ein.

Und das Wetter bleibt gefährlich.Für den Sonnabend und Sonntag erwartet der private Wetterdienst Meteofax wieder Tageswerte um 0 Grad - bei dieser Temperatur bildet sich Glätte besonders schnell.In der Nacht zum Sonntag kommt das Tief "Ilse" über Berlin und beschert zum Nikolaus bis zu zehn Zentimeter Schnee.An diesem Wochenende will die Polizei schärfer die Streu- und Räumpflicht von Hauseigentümern und die Beachtung des Salz-Verbots kontrollieren.Es drohen Geldbußen bis 2000 Mark.

JÖRN HASSELMANN

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