zum Hauptinhalt

Berlin: Eine Frage der Liebe

Berlin-Stammgast Will Smith kam zur Premiere seines neuen Films „Sieben Leben“

Jeder Beruf hat seine Tücken – Herausforderungen, denen man sich stellen muss, selbst wenn sie mit körperlichem Unwohlsein verbunden sind. In diesem Falle mit Gänsehaut, Husten, Schnupfen, Fieber womöglich. Wie viele leichtbekleidete Stars und Sternchen mögen schon als Opfer hiesiger Premierenrituale unglamourös aufs Krankenlager gesunken sein? Eine Gefahr, der sich modebedingt eher Frauen aussetzen, diesmal aber war die Gesundheit von Will Smith bedroht. Das Thermometer tief im Minusbereich, doch er läuft ohne Mantel vor dem Brandenburger Tor herum, zum Fototermin angetreten mit Kollegin Rosario Dawson und Regisseur Gabriele Muccino – und zum ersten Kontakt mit dem nach Autogrammen lechzenden Publikum.

Der Termin am späten Dienstagvormittag war nur ein Aufwärmen für die Parade auf dem roten Teppich, am Abend vor dem Cinestar am Potsdamer Platz, Premierenstätte für „Sieben Leben“, dem gemeinsamen Werk des frierenden Trios. Ein gerade Will Smith vertrauter Ort, im vergangenen Jahr war er dort gleich zweimal, zu den Premieren von „I Am Legend“ im Januar und „Hancock“ im Juni, und im Januar 2007 hatte er ebenfalls dort, mit Söhnchen Jaden und wiederum Regisseur Muccino, den Film „Das Streben nach Glück“ vorgestellt.

Alles also Routine, die den Teppich säumenden, ihm ihre Starfotos, Kameras, Handys entgegenreckenden Zaungäste, die Kohorten der Fotografen und Kamerateams, die erwartungsvoll dasitzenden Zuschauer im Kino – und doch wird Will Smith wohl auch dieses Mal den Eindruck vermitteln, dies alles sei für ihn das allertollste Vergnügen, als habe er nur auf diesen einen Superabend gewartet. Es bedarf eben nicht nur hohen schauspielerischen Talents, sondern ebenso Charisma und positiver Ausstrahlung, um zum „Top-Money Making-Star“ gekürt zu werden, dem Schauspieler, der im vergangenen Jahr so viel Geld in die US-Kinokassen gebracht habe wie kein anderer Schauspieler – so hat es zumindest eine Umfrage des US-Filmverlags Quigley unter amerikanischen Kinobetreibern ergeben. Seit 1932 gibt es sie alljährlich, nach Sidney Poitier 1968 ist Smith der erste Schwarze, der es dabei an die Spitze schaffte. Weltweit hatte allein „Hancock“ 600 Millionen Dollar eingespielt.

Und für diesen Erfolg muss er gar nicht mal immer den Sunnyboy geben, den man von ihm gewohnt ist. Auch eine Rolle wie Ben, der traurige Held in „Sieben Leben“, die seinem Image eher widerspricht, ja, wie er sagt, „das komplette Gegenteil von mir selbst“ ist, lässt die Zuschauer in Scharen an die Kinokassen strömen. Der ist Steuerfahnder – ein ehrsamer, wenngleich nicht sehr glanzvoller Broterwerb, den aber Ben Thomas im Film ohnehin eher nebenberuflich ausübt. In der Hauptsache will er helfen, sieben Menschen mit selbstlosen Taten aus einer Sackgasse des Lebens heraushelfen – als Sühne für die sieben Sekunden, in denen er einst seine eigene Welt zerstört und quälende Schuld auf sich geladen hat.

„Die Düsternis seiner Gedanken und Gefühle bot mir einen sehr schwierigen emotionalen Raum, in dem ich bei den Dreharbeiten leben konnte“, so charakterisiert Will Smith laut dem Filmverleih seine Arbeit in „Sieben Leben“. Natürlich läuft seine Leidens- dann doch auf eine Liebesgeschichte hinaus. Rosario Dawson spielt die schwer herzkranke und hoch verschuldete Emily Posa, die ebenfalls auf Bens Liste der Hilfebedürftigen steht und bald nicht nur das. Für Smith ist es „eine sehr moderne Liebesgeschichte“, in der es auch um „dieses mächtige Bedürfnis“ gehe, „seinem Leben eine Bedeutung zu geben“. Und so handle der Film eben „nicht nur von einem Mann und einer Frau, die sich im gemeinsamen Moment einer tiefen Krise finden. Es ist vielmehr eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann und der Menschlichkeit.“

Aber bei aller Spiritualität und Nächstenliebe – es bleibt für Smith doch auch die klassische Lovestory, „auf eine Art, die wir alle kennen – eines Tages schaut man jemandem in die Augen, und diese Person sieht auf einmal anders aus als am Tag zuvor: Da ist ein Glimmen und ein Leuchten, das den Raum erhellt, und man weiß, dass sich sein Leben gerade verändert hat.“ Andreas Conrad

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false