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Berlin: Eine Frau soll die CDU in Berlin zum Sieg führen Monika Grütters auf Platz eins der Landesliste

Ost-Vertreter Günter Nooke scheitert

Eine Frau, Monika Grütters, auf Platz eins der Landesliste, ein Landesvorstand, der im Großen und Ganzen seine Personalvorschläge durchsetzen konnte, ein Wahltag mit Spannung, aber ohne schlimmen Streit – es geht doch, werden sich viele der 254 CDUDelegierten am späten Sonnabendnachmittag gesagt haben, als die Wählerei vorbei und die Liste fertig war. Es geht auch ohne Feindseligkeiten und Machtkämpfe – das ist für manchen in der Berliner CDU eine überraschende Erkenntnis.

Derzeit reden die Vormänner der Partei von nichts so häufig und mit so innigem Ton wie von der „Geschlossenheit“, die man zeigen müsse. Sie wissen warum. Die letzte Landesvertreterversammlung zur Bundestagswahl war vor drei Jahren ein erster Höhepunkt im innerparteilichen Dauerstreit. Damals wollte Eberhard Diepgen auf Platz eins der Liste. Die Parteifreunde aber ließen ihn auflaufen. Diepgen unterlag gegen Günter Nooke. Viele wollten den „Bürgermeister der Herzen“ büßen lassen für den Banken- und den Spendenskandal – Nooke war der Gewinner des Augenblicks und zog in den Bundestag ein.

Gestern wurde der Mann aus Pankow zum Verlierer des Nachmittags. Nooke kandidierte gegen den Bundestagsabgeordneten Roland Gewalt für den sechsten Listenplatz. Gewalt kommt aus Reinickendorf und ist Direktkandidat der Lichtenberger. Dorthin musste er ausweichen, als Frank Steffel, der Reinickendorfer Kreischef, sich zur Kandidatur entschlossen hatte. Das fanden viele in der CDU kess – Nooke konnte darauf spekulieren, dass mancher Delegierte seinen Unmut über Steffel und dessen Anspruch auf zwei Mandate für Reinickendorf bestrafenswert finden würde und dies an Steffels Freund Roland Gewalt auslassen würde. Auch so ist Politik. Nooke appellierte offen an so oder ähnlich gestimmte Delegierte, indem er in seiner Kandidatenrede aussprach, was ohnehin alle an dem Personaltableau Interessierten wissen: Roland Gewalt, ein Fachmann für Innen- und Sicherheitspolitik, würde ins Europa-Parlament nachrücken, wenn erst Ingo Schmitt ein Bundestagsmandat gewonnen hat. Schmitts Chancen in Charlottenburg-Wilmersdorf sind so gut, dass er die Absicherung über den zweiten Platz der Landesliste nicht unbedingt braucht. Aber er ließ sich mit 183 von 254 Stimmen nominieren. Gewalt blieb bei seinem Wunsch nach Platz sechs – und Nooke unterlag mit 80 gegen 158 Stimmen. Die Berliner CDU hat also niemanden aus dem Osten auf einem guten Listenplatz. Den zweiten vom Vorstand eingeräumten Mangel der Landesliste – die Übermacht der männlichen Kandidaten – besserten die Delegierten aus. Edeltraut Töpfer schaffte es nach den Mühen eines zweiten Wahlgangs, Kurt Wansner vom siebten Listenplatz zu verdrängen. Sie ist ja, wie ein Parteifreundin von der Frauenunion gesagt hatte, „die Hauptvertreterin der Frauen schlechthin“. wvb.

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