zum Hauptinhalt

Berlin: Eine halbe Million Hundehaufen – aber nur 27 Bußgeldbescheide Stadträte: Kampf gegen Tretminen fehlgeschlagen / Grundschüler demonstrieren

Haufenweise Ärger, Tretminen an jeder Ecke – doch alle Versuche, etwas dagegen zu unternehmen, sind in Berlin fehlgeschlagen. Und es ist auch keine Lösung des Häufchenproblems in Sicht: Derart pessimistisch äußerten sich gestern die Baustadträte von Charlottenburg und Friedrichshain/Kreuzberg, Klaus-Dieter Gröhler (CDU) und Franz Schulz (Grüne), zum Hundekot in der Stadt.

Haufenweise Ärger, Tretminen an jeder Ecke – doch alle Versuche, etwas dagegen zu unternehmen, sind in Berlin fehlgeschlagen. Und es ist auch keine Lösung des Häufchenproblems in Sicht: Derart pessimistisch äußerten sich gestern die Baustadträte von Charlottenburg und Friedrichshain/Kreuzberg, Klaus-Dieter Gröhler (CDU) und Franz Schulz (Grüne), zum Hundekot in der Stadt. Sie kommentieren damit eine dürftige Bilanz. Denn im vergangenen Jahr 2002 wurden gerade mal 27 Bußgeldbescheide gegen Hundehalter verhängt, die Hinterlassenschaften nicht beseitigten. Und das, obwohl Berlins Hunde täglich eine halbe Million Haufen auf Straßen und Grünanlagen setzen, von denen die meisten liegen bleiben.

Der Senator für Stadtentwicklung Peter Strieder (SPD) verkündete am Mittwoch diese Zahlen und erklärte zugleich, wer aus seiner Sicht schuld ist: Nicht nur Hund und Halter, sondern auch die „zuständigen Bezirke. Deren Kontrollen seien „verbesserungsbedürftig“. Aber das wollen die Bezirke nicht auf sich sitzen lassen, vor allem nicht jene mit der höchsten Tretminen-Dichte wie Charlottenburg oder Kreuzberg-Friedrichshain. „Strieder erzählt Unsinn“, sagt Baustadtrat Franz Schulz im Kreuzberger Rathaus. Bußgeldbescheide könne doch nur die Polizei verteilen. „Man braucht dazu eine ordnungsrechtliche Kompetenz, und die haben eben nur Polizeibeamte.“

25 Euro müssen erwischte Hundehalter für einen liegengelassenen Haufen bezahlen. Doch es wird kaum kassiert, weil Streifenbeamte laut Schulz „keine Lust auf Razzien gegen Hunde-Extremente haben“ und außerdem sagen, sie hätten wichtigeres zu tun. Das hat den Stadtrat die Erfahrung gelehrt. Seinen eigenen Bezirkskontrolleure sind aber die Hände gebunden. Sie dürfen nur ermahnen und „pädagogisch einwirken.

Meist schicken die Grünflächenämter solche Umweltstreifen los. Auch Senator Strieder hat die Streifen im vergangenen Jahr kräftig förderte, weil er mit ihnen weitere Hoffnungen verband. Auf diese Weise, meinte er, könnten die Verwaltungen überzähliges Personal sinnvoll beschäftigen. Doch freiwillig wollte kaum jemand den Hunden aufs Hinterteil schauen – zwangsweise dürfen die Bezirke aber niemand dazu rekrutieren, weshalb ihre Aufpasser nicht nur kompetenzlos, sondern auch höchst selten sind.

Als einzigen Ausweg sieht Schulz eine Bundesratsinitiative. Mit Hilfe der anderen Länder könnte Berlin auf diesem Wege erreichen, dass Bußgeldbescheide für Häufchen kein hoheitlicher Akt mehr sind. Dann dürften auch Kontrolleure ohne Polizeiuniform kassieren. Doch Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler aus Charlottenburg hat Zweifel. „Wenn die ertappten Hundehalter ihre Adresse nicht herausrücken, gebe es ein weiteres Kompetenzproblem. Festhalten und zwingen können sie dann wieder nur Polizisten.“

Gröhler setzt deshalb weiter auf die Einsicht der Hundehalter. Ebenso wie Neuköllns Peter-Petersen-Grundschule, die gemeinsam mit andern Schulen und Kitas in dieser Woche Häufchen zählen und farblich markieren will. Außerdem hängen die Schüler Plakate auf und planen eine Demo.

Zur Startseite