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Berlin: Eine Halle für die Rolling Stones

Wowereit will alles tun, damit Milliardär Anschutz die Großhalle am Ostbahnhof schnell bauen kann

Von Gerd Nowakowski,

Los Angeles

Der Bau einer Groß-Arena für 16 000 Zuschauer am Ostbahnhof ist offenbar nahezu perfekt. Das ist das Ergebnis eines Treffens zwischen dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und dem Investor Phil Anschutz in Los Angeles. Wowereit sicherte Unterstützung zu: „Diese Halle ist wichtig für Berlin“. Im Januar wird der amerikanische Milliardär Anschutz nach Berlin kommen, dann könnten bereits Vereinbarungen unterzeichnet werden. Die Halle soll Zentrum eines neuen Quartiers mit Wohnungen, Hotel und Büroflächen mit einem Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro werden.

Das Gespräch in Los Angeles, wo sich der Regierende Bürgermeister anlässlich des 35. Jahrestags der Städtepartnerschaft aufhält, kam auf Wunsch des Unternehmers Anschutz zustande. Der weltweit tätige US-Amerikaner besitzt in Los Angeles eine Arena für 20 000 Zuschauer, die auch Vorbild für die Berliner Halle sein soll (siehe Kasten). Das Projekt, über das seit zwei Jahren verhandelt wird, soll zwischen Ostbahnhof und Spree verwirklicht werden. Das komplett privat finanzierte Quartier wird eine doppelt so große Nutzfläche wie das Debis-Areal am Potsdamer Platz haben. Erster Bauabschnitt soll die Arena mit 16 000 Plätzen sein, die für Sport-Veranstaltungen und Konzerte geeignet sein soll. Geplant sind 80 Logen, die langfristig vermietet werden sollen. Die Fertigstellung der etwa 200 Millionen Euro teuren Halle ist für das Jahr 2006 vorgesehen. Die künftigen Nutzer stehen erst teilweise fest. Sicher ist, dass die „Eisbären“ dort spielen werden. Der Eishockey-Verein gehört bereits der Unternehmensgruppe Anschutz. Es gab außerdem Gespräche mit der Führung der Basketballer von Alba Berlin. Der deutsche Meister spielt gegenwärtig in der Max-Schmeling-Halle mit nur 8000 Plätzen. Für die Finalspiele der letzten Saison wurden Zusatz-Tribünen aufgebaut.

Der Anschutz-Vorstandsvorsitzende Tim Leiweke und der Europa-Beauftragte Detlef Kornett beklagen Zeitverzögerungen, die einen Baubeginn im Sommer 2003 unsicher machen. „Wir haben den Prozess nicht in der eigenen Hand“, sagte Leiweke. Zwar habe die Anschutz Entertainment Group das Grundstück am Ostbahnhof gekauft, doch gibt es ungelöste Probleme mit der Grundbuch-Eintragung, der städtebaulichen Umwidmung des früheren Bahngeländes und bei der Aufstellung der Bebauungspläne. Auf dem Gelände müssen Gleise und Signalanlagen entfernt werden. Ungeklärt sei auch, wer die Kosten für die Beseitigung von möglichen Umweltschäden übernimmt. Keine Entscheidung gibt es für den Wunsch des Unternehmens, einen Teil der East Side Gallery zu entfernen, damit das Quartier erschlossen werden kann. „Wir sind nach dem Gespräch optimistisch“, betonte Tim Leiweke nach dem Treffen mit Wowereit, der alle nötige Hilfe zugesagt habe. Eine Annäherung hat es offenbar bei den elektronischen Werbetafeln gegeben, die Anschutz aufstellen möchte. Der Bezirk Mitte lehnt diese wegen der riesigen Ausmaße ab – jede Tafel soll doppelt so groß werden wie die Video-Tafel am Ku’damm-Eck. Anschutz hält die Videoboards für unverzichtbar.

Das Projekt in Berlin sei ein „großes Risiko“, sagte Vorstandschef Leiweke. Bislang gebe es in Deutschland keine ausschließlich privat finanzierte Großhalle. Das Unternehmen habe aber „die Vision und das Vertrauen“, dass Berlin sich zu einem hervorragenden Standort entwickeln werde – trotz des großen Leerstands bei Wohnungen und Büroflächen. Der Standort direkt im Zentrum und an der Spree biete hohe Lebensqualität und sei deshalb gut zu vermarkten.

Mit Kevin Murphy hat die Anschutz-Gruppe bereits einen erfahrenen Projektleiter in Berlin. Er hat den Bau des Staples-Center in Los Angeles geleitet. Die Halle für über 20 000 Menschen wurde in nur 18 Monaten errichtet und gilt weltweit als modernste Sport-Arena. Murphy hält 125 Veranstaltungen im Jahr für notwendig, um die Berliner Halle wirtschaftlich zu betreiben. Befürchtungen, die Anschutz-Arena werde den anderen Hallen Veranstaltungen wegnehmen und diese in den Konkurs treiben, teilt Murphy nicht. Erschlossen werde durch die neue Halle vielmehr ein ganz neues Marktsegment. Murphy nannte unter anderem Auftritte von Weltstars wie den Rolling Stones, die Berlin wegen der zu kleinen Hallen derzeit nicht auf dem Tourplan hätten.

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