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Berlin: Eine Kapsel für die Ewigkeit

Bevor die Domkugel wieder an ihren Platz kommt, erhielt sie ein Innenleben

Alles strahlte, und die frisch vergoldete Kugel glänzte und funkelte im milden Sonnenlicht. 120 Zentimeter hoch stand sie auf dunkelrotem Samt an der Nordseite des Doms, daneben das wuchtige Laternensegel und schließlich das Kreuz, jene Dreieinigkeit, die im Sommer wieder die Kuppel des Berliner Doms zieren soll. Bevor Kreuz und Kugel „nach oben“ schweben und ihren Platz 114 Meter über der Stadt einnehmen, wurde gestern ein feierlicher Akt vollzogen: Die Kugel erhielt ein Innenleben, wie das bei Turmkugeln jahrhundertealter Brauch ist.

Kirche, Staat und wohltätiges Bürgertum standen bereit, Zeitdokumente in einen kupfernen Behälter zu legen, der dann im Kugelbauch verschwand. Bischof Wolfgang Huber hoffte, „dass dies ein Werk ist für lange Zeit“, die Kugel und das Kreuz gehörten zu Berlin wie mehr als eine Million Christen und die unzähligen Besucher des Doms. Hier, meinte Huber, sei die Antwort auf das Kreuz, das bei Sonnenschein vom Fernsehturm über die Stadt leuchtet. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sagte, ihm fehle etwas, wenn er aus dem Roten Rathaus auf die kreuzlos nackte Domkuppel sehe – das werde sich bald ändern, und dazu wünschte er „Gottes Segen allen Menschen in dieser Stadt“. Sein besonderer Dank galt dem Engagement von Ruth Cornelsen, deren Kulturstiftung 480 000 Euro für die Laterne und die Dachaufbauten des Doms spendiert hat.

In die kupferne Kassette kam eine bunte Mischung: das Duplikat der Urkunde vom 22. Mai 1603, mit der Kurfürst Joachim Friedrich die Domkirche zur „Obersten Pfarrkirche“ ernannt hatte, eine CD mit gregorianischen Gesängen, Bischof Hubers Osterpredigt von 2008, Münzen, Klaus Wowereits Rede zur „Be Berlin“-Kampagne. Und auch eine Ausgabe des Tagesspiegels. Die Domkirchenkollegiumsvorsitzende Irmgard Schwaetzer sagte: „Wir wissen nicht, wie viele Generationen diese Zeitzeugnisse überdauern werden.“ Je mehr, umso besser, für Stadt und Land. Lo.

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