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Berlin: Eine Meinung oder keine

Palast-Ausstellung: Heute stimmt der Hauptstadtkulturfonds ab, ob die Geschichte des Hauses dokumentiert wird. Bei einem Patt ist das Projekt tot

Einen Tag vor der Entscheidung des Hauptstadtkulturfonds zur umstrittenen Ausstellung im Palast der Republik eskaliert der Streit. Die Jury-Vorsitzende Adrienne Goehler schimpft, will sich aber ebenso wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vor der entscheidenden Sitzung der Kommission am heutigen Dienstagabend nicht äußern. Auch von der Bundesregierung gibt es keine Stellungnahme. Hans Ottomeyer, Chef des Deutschen Historischen Museums (DHM), bleibt zwar gelassen, wagt aber über den Ausgang der Sitzung keine Prognose: „Bei Jurys und Kommissionen gelten die Gesetze der offenen See.“

Es wird heute Abend also spannend, wenn die vier Vertreter von Bund und Berlin zusammenkommen, um zu entscheiden, welche Projekte der Hauptstadtkulturfonds fördert und welche nicht. Wie berichtet, hatte die Jury des Hauptstadtkulturfonds für die Sitzung am heutigen Dienstag die geplante DHM-Ausstellung zur Geschichte des Baus als ideologisch bezeichnet. Für den Historiker Jörn Düwel, der das Konzept mitgestaltete, ein Affront. DHM-Hausherr Ottomeyer verweist auf die sieben Ausstellungen zur DDR-Geschichte seines Hauses: „Nie gab es einen Ideologie-Vorwurf gegen unser Haus.“

Mit ihrer Ideologie-Bewertung stößt die Jury des Hauptstadtkulturfonds auch im Abgeordnetenhaus auf Kritik. Einhellig betonten alle Fraktionen, dass es eine Ausstellung im Palast der Republik geben müsse. In seinem Antrag zur Förderung der Ausstellung nannte Ottomeyer die Summe von 500000 Euro. Dafür sollen die Stelltafeln und ein Katalog erstellt werden. Die Jury des Hauptstadtkulturfonds schlägt indes in dem internen Bewertungspapier vor, nur 150000 Euro für eine „niedrigpreisige Broschüre“ herauszurücken, die das DHM zusammen mit dem Museumspädagogischen Dienst und der Stiftung Stadtmuseum erstellen solle. Auch das Stadtmuseum hat ein Konzept für eine Ausstellung der Geschichte des Palasts eingereicht. Die Jury unter Vorsitz von Adrienne Goehler schlägt zudem vor, dass an der Außenfassade der Palast-Ruine „wetterfeste Tafeln mit Fotos und Hinweisen zur Geschichte“ angebracht werden sollten. Eine Ausstellung im Innern lehnt die Jury ab. In diesem Falle könnten „keine anderen Projekte parallel stattfinden.“

In der Kommission sitzen vier Vertreter von Bund und Berlin. Für die Bundesregierung sitzen Staatsministerin Christina Weiss und Ministerialdirektor Knut Nevermann in dem Gremium, für Berlin sind das Flierl und der Chef der Senatskanzlei, André Schmitz. Schmitz ist im Urlaub, „die Senatskanzlei wird auf Arbeitsebene vertreten sein“, erklärt Senatssprecher Michael Donnermeyer. Der Bund und Berlin sprächen jedoch nur mit einer Stimme, bei einem Patt gilt ein Projekt als abgelehnt.

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