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Berlin: Eine Nummer zu groß: Kein Riesenrad am Ostbahnhof

Investoren verzichten überraschend auf das Projekt in Friedrichshain Die Chancen für das Konkurrenzvorhaben am Zoo steigen

Der Wettlauf der Riesenräder ist entschieden: Die Anschutz Entertainment Group erklärte am Donnerstag den Planungsstopp für ihr Aussichtsrad, das in Nachbarschaft der O2-Arena am Ostbahnhof errichtet werden sollte. Damit ist nur noch die Konkurrenz von World Wheel Berlin im Rennen, die am Zoo bauen will.

Anschutz-Europageschäftsführer Detlef Kornett begründete den Rückzug aus dem Projekt zum einen mit der unsicheren Finanzierung durch die Steiger- Gruppe, die das Rad neben der Halle errichten sollte. Zum anderen wäre die Attraktion – trotz reibungsloser Planungsarbeit der Verwaltung – nicht mehr rechtzeitig zur Eröffnung der Arena im Herbst 2008 fertig geworden. Abgesehen von dem Riesenrad werde das Vergnügungsviertel aber wie vorgesehen errichtet. Die Pläne seien jetzt gestoppt worden, weil demnächst sehr aufwendige Schritte wie die Behördenbeteiligung angestanden hätten. Zu den bisherigen Investitionen wollte sich Anschutz nicht äußern. Sie dürften in die Millionen gehen.

Anschutz’ Projektpartner Steiger ist von der Absage offenbar überrascht worden. Der Anwalt der seit Jahrzehnten im Betrieb kleinerer Riesenräder erfahrenen Familie, Arno Metzler, sprach von einer „Menge Fragen, die Anschutz zu beantworten haben wird“. Metzler hatte mehrfach erklärt, dass die Finanzierung gesichert sei. Gestern sagte er: „Was die wirklichen Hintergründe sind, werden wir versuchen herauszufinden. Wir fühlen uns aus vollem Lauf geschossen.“ Zu möglichen Schadensersatzforderungen gegen Anschutz sagte er: „Das zu prüfen, gehört zu den normalen anwaltlichen Pflichten.“ Bei Anschutz hieß es, diese Frage sei geprüft worden; eine entsprechende Klage dürfte chancenlos sein.

Der Projektentwickler des Konkurrenzvorhabens nahe dem Zoo reagierte gelassen auf die Nachricht. Er halte den eigenen Standort in der City-West für den deutlich attraktiveren, so dass ihn auch die offenbare Skepsis von Steigers Kreditgebern nicht verwundere, sagte Michael Waiser von der World Wheel Berlin Holding. Er hatte erst vor kurzem die Stadtentwicklungsverwaltung scharf dafür kritisiert, dass sie einerseits erklärt hatte, nur ein Aussichtsrad in der Stadt zu akzeptieren, aber andererseits keine klaren Entscheidungskriterien genannt hatte.

Das Rad am Zoo soll über einen im November aufgelegten Immobilienfonds finanziert werden: „Wir werden dieses Jahr die 200 Millionen Euro voll machen“, sagte Christian Harreiner, Geschäftsführer von DBM Fonds Invest. Die Bank will weltweit vier Räder finanzieren. Wegen der großen Nachfrage werde das Volumen wahrscheinlich auf 300 Millionen aufgestockt, die für sechs Räder reichten.

Anschutz hat sich in der Vergangenheit mehrfach bemüht, die Projektentwickler vom Zoo für den Standort an der O2-Arena zu gewinnen. Nachdem diese im August dem Land das zurzeit vom Zoo-Wirtschaftshof genutzte Grundstück abgekauft hatten, soll der Kontakt abgerissen sein. Anschutz-Geschäftsführer Kornett nannte Gerüchte über eine Zusammenarbeit gestern „Spekulation“.

Die AG City, die Geschäftsleute rund um den Kurfürstendamm vertritt, lobte die Entwicklung: „Das ist ein Impuls für die Zukunft und ein gutes Marketinginstrument“, sagte der Vorsitzende und Direktor des Hotels Palace, Kurt Lehrke. Vorstandsmitglied Gerd-Peter Huber von der Werbegemeinschaft im Europa- Center sieht in dem Aussichtsrad einen „Touristenmagneten“ – und ein Argument dafür, dass im Bahnhof Zoo wieder Fernzüge halten müssten. „Ich freue mich für die City-West“, sagte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Wirtschaftsstadtrat Marc Schulte (SPD).

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