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Berlin: Eine Nummer zu groß

Die neuen Bahnanlagen wie das Südkreuz sind überdimensioniert. Das ändert an den Ausbauplänen nichts

Trotz aller Mangelwirtschaft: Berlin baut auf Vorrat – zumindest bei der Bahn. Denn wenn im nächsten Jahr die mit einem Milliarden-Aufwand entstandenen neuen Strecken und Bahnhöfe in Betrieb gehen, nutzt die Bahn die Kapazitäten bei weitem – noch – nicht aus. Dem Anfang der 90er Jahre entwickelten Ausbaukonzept für den Bahnknoten Berlin lagen Fahrgastprognosen zugrunde, „die in absehbarer Zeit nicht (mehr) erwartet werden“, erklärte jetzt Verkehrstaatssekretärin Maria Krautzberger (SPD). So seien allein im Fernverkehr am künftigen Bahnhof Südkreuz an der Papestraße in Tempelhof-Schöneberg für das Jahr 2010 bis zu 80 Züge pro Richtung erwartet worden.

Nach dem jetzigen Fahrplan für 2006 werden es aber nur 25 Zugpaare sein, teilte Krautzberger auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Claudia Hämmerling mit. Hinzu kommen noch die Züge des Regionalverkehrs, deren Zahl aber auch nicht den damals erwarteten Umfang erreichen wird.

Am Südkreuz sind drei Bahnsteige für den Fernverkehr und einer für die Nord-Süd-S-Bahn gebaut worden. Überquert werden sie von den Gleisen der Ring-S-Bahn sowie von zwei Gütergleisen. Geplant waren zudem zwei Parkhäuser über den Gleisen für mehr als 2600 Autos, auf deren Bau die Bahn aus Geldmangel jedoch vorläufig verzichtet. Sie sucht dafür einen Investor.

Da es auf der neuen Nord-Süd-Strecke weit weniger Zugverkehr geben wird als geplant, gelten auch die vier Röhren des Tiergarten-Tunnels, die zum neuen Hauptbahnhof führen, als überdimensioniert. Wie auch der unterirdische Teil des neuen Hauptbahnhofs, wo vier Bahnsteige mit acht Gleisen entstanden sind.

Durch den Tunnel sollte auch der Airport-Express zum künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld fahren, der ursprünglich etwa zeitgleich mit den Anlagen der Bahn eröffnet werden sollte. Nach den derzeitigen Plänen beginnt der Betrieb frühestens am 1. November 2011.

An einem weiteren Großprojekt halten die Bahn, der Bund und der Flughafen aber fest: an der aufwändigen Schienenanbindung für BBI. Der kurze Abschnitt vom vorhandenen Außenring der Bahn bei Mahlow bis zum geplanten Terminal, unter dem der Flughafenbahnhof entstehen soll, wird 496 Millionen Euro kosten. Ähnlich wie beim Hauptbahnhof muss in Schönefeld im Grundwasserbereich gebaut werden. Für den Flughafenbahnhof sind zwei Fern- und Regionalbahnsteige vorgesehen. Sie werden 430 Meter lang, damit auch ICE-Züge halten können. Welche Züge zum Flughafen fahren werden, weiß die Bahn derzeit aber noch nicht.

Großzügig bauen müsse man jetzt, heißt es bei der Bahn und beim Flughafen. Die Anlagen seien schließlich für die nächsten 50 oder gar 100 Jahre bestimmt und auf Wachstum ausgerichtet. Und Bahnchef Hartmut Mehdorn ist überzeugt, dass die Stadt – und damit auch die Zahl der Bahnfahrgäste – wachsen wird. Er selbst will seine Zentrale jedoch nach Hamburg verlegen.

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