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Berlin: Eine Plexiglasscheibe soll Busfahrer vor Schlägen schützen

Zahl der Übergriffe hat erheblich zugenommen / Erster BVG-Versuch aber gescheitertVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN.Die BVG will ihre gut 4000 Fahrer in den 1610 Bussen besser vor Übergriffen schützen.

Zahl der Übergriffe hat erheblich zugenommen / Erster BVG-Versuch aber gescheitertVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN.Die BVG will ihre gut 4000 Fahrer in den 1610 Bussen besser vor Übergriffen schützen.Eine Plexiglasscheibe am Fahrersitz soll verhindern, daß die Mitarbeiter von rabiaten Fahr-"Gästen" attackiert werden.Die Zahl der Übergriffe hat nämlich stark zugenommen.1995 zählte die BVG noch 109 Vorfälle, 1996 waren es bereits 145 und 1997 sogar 234.Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die Beleidigungen und Drohungen, die sich die Fahrer anhören müssen.Ein erster Test mit der geschützten Kabine ist allerdings bereits abgebrochen worden; die Fahrer waren damit nicht zufrieden. Vollständig abgeschirmt wie in der Straßenbahn waren sie dabei im Testfahrzeug nicht.Man hatte lediglich oberhalb der Kasse eine Plexiglasscheibe angebracht.An der Seite war der Zugang weiter offen.Die Scheibe verhinderte aber immerhin, daß die Fahrer unmittelbar angegriffen werden konnten.Grundsätzlich sei die Idee von den Mitarbeitern unterstützt worden, sagte BVG-Specherin Carmen Kirstein.Obwohl im Versuchsbus die Scheibe gleich zu Beginn des Tests umgebaut worden war, wurden die Fahrer weiter geblendet.Vor allem in der Dunkelheit spiegelt die Sicherheitsscheibe, obwohl sie mit einer getönten Folie versehen war.Die Sicht für die Fahrer war dadurch erheblich behindert. Ein Teil der Fahrer kritisierte aber auch, daß mit dem Einbau der Scheibe der unmittelbare Kontakt zu den Fahrgästen eingeschränkt werde.Andere fühlten sich an ihrem Arbeitsplatz durch die Abtrennung eingeengt.Nun solle sich der Hersteller etwas Neues einfallen lassen, sagte Kirstein weiter.Am zusätzlichen Schutz wolle die BVG grundsätzlich festhalten. Wenn ein Fahrer attackiert wird, haben es die Angreifer nach Kirsteins Abgaben in den seltensten Fällen auf die Kasse abgesehen.Die Mitarbeiter würden geschlagen, wenn sich ein Fahr-"Gast" ungerecht behandelt fühle oder wenn ein Fahrer einen Streit schlichten wolle.Immer häufiger setze es aber auch aus Sicht der Mitarbeiter grundlos Faustschläge."Bevorzugte" Linien gebe es dabei nicht.Und auch die Nachteinsätze seien nicht gefährlicher als der Tagessdienst, denn die Übergriffe verteilten sich auf die gesamte Dienstzeit. Ein Grund für die Zunahme der Attacken war im vergangenen Jahr auch die auf Wunsch der meisten Fahrer wieder eingeführte Kontrolle der Fahrscheine beim Einstieg nach 20 Uhr.Inzwischen haben sich die meisten Kunden aber daran gewöhnt und zücken das Ticket auch unaufgefordert, doch vor allem mit Angetrunkenen gibt es häufig weiter Probleme. In der DDR waren die Fahrer übrigens besser geschützt.Die Ikarus-Busse kamen gleich ab Werk in Ungarn mit einer massiven Fahrerkabine an.Nach der Fusion der beiden Verkehrsbetriebe aus Ost und West ließ die BVG diese Kabinen dann aber ausbauen.Auch hier fühlten sich die Fahrer nach Kirsteins Angaben zu eingezwängt.

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