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Berlin: Eine radikale Idee: Die Auflösung des Kreises

Verkehr und Licht – das sind die beiden Schwerpunkte, die das Landschaftsarchitektenbüro „Gast.Leyser“ bei der Umgestaltung des Kottbusser Tors gesetzt hat.

Verkehr und Licht – das sind die beiden Schwerpunkte, die das Landschaftsarchitektenbüro „Gast.Leyser“ bei der Umgestaltung des Kottbusser Tors gesetzt hat. „Wir haben die neue Verkehrsplanung schon mit eingearbeitet. Aber anders als den Verkehrsplanern geht es uns auch um die Aufenthaltsqualität“, sagt Landschaftsarchitektin Dagmar Gast.

So wie der Ort jetzt aussieht, mag sie gar das Wort „Platz“ eigentlich gar nicht benutzen. Der, so sagt sie, solle durch ihren Entwurf überhaupt erst entstehen: „Die Nordseite wird der Platz.“

Dazu haben Dagmar Gast und ihre Mitarbeiterinnen die stets überfüllte Adalbertstraße zwischen Skalitzer Straße und Neuem Kreuzberger Zentrum einfach abgeschafft. Auf ihr soll nur noch Lieferverkehr erlaubt sein. „Wir sind ein bisschen radikal“, sagt Dagmar Gast. „Aber die gefährliche Adalbertstraße ist nicht zu optimieren. Die Autofahrer werden neue, bessere Wege finden, um in Richtung Alexanderplatz zu fahren.“ Auch die Reichenberger Straße soll in nordwestlicher Richtung nicht mehr für Autos befahrbar sein. Und die Skalitzer Straße wird nicht mehr als Kreisverkehr über den Platz geführt, sondern in einem flachen Oval. „Wir lösen den Kreis auf, erhalten aber die Leistungsfähigkeit der Hauptstraße.“

Genau so entsteht dann eine große Fläche, auf der man „kleine Märkte abhalten“ könnte. Einige zusätzliche Bäume sehen die Landschaftsarchitekten dort auch vor. Um alle Bäume herum stellen sie sich runde Bänke in knalligen Farben vor. „Runde Bänke sind zum Sitzen gemütlich, laden aber Junkies und andere Leute, die sich dort dauerhaft aufhalten, nicht zum Schlafen ein“, sagt Dagmar Gast.

Der Platz auf der Nordseite soll aufnehmen, was auf der Südseite früher schon umgesetzt wurde. Dort stehen bereits Sitzmöglichkeiten, und es gibt insgesamt mehr Platz, um sich aufzuhalten. Wie dort will das Team auf der Nordseite ein „zurückhaltendes Pflaster mit Kopfsteinstreifen“ verlegen. „So bekommt das Ganze eine harmonische Gestalt.“ Auf dem Pflaster wird mit Metallknöpfen markiert, wo Lieferwagen die Adalbertstraße nutzen dürfen. „Die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf einer Begegnungsfläche verständigen – auch die Radfahrer“, sagt Dagmar Gast.

Ein wichtiger Aspekt für die Landschaftsarchitekten war es, „Angsträume zu beseitigen“ – und zwar durch Licht. Deshalb haben sie den Lichtplaner Torsten Rullmann vom Büro „Schlotfeldt Licht“ gebeten, eine Lösung zu entwerfen. Rullmann ließ sich ein reflektierendes Metallgeflecht auf dem neuen Oval unter den Schienen zwischen Aufzug und Eingängen der U-Bahn einfallen. Außerdem würde er an der Hochbahnbrücke ein LED-Lichtband anbringen, um es „als technisches Bauwerk herauszustellen“. So erleuchtet, sei der ungenutzte Platz unter der U-Bahn ideal, um alle Fahrradständer dort zu bündeln, so dass die Zweiräder nicht mehr „überall wild herumstehen“. Der von der Hochbahn überschattete Platz sei bislang verschenkter Raum. Dort wächst nichts, auch weil dort kein Regen fällt – aber Fahrräder bleiben dort trocken. Damit sie auch sauber bleiben, wollen Gast und ihre Kolleginnen das U-Bahn-Viadukt von unten mit Metall bespannen, um die Tauben zu vertreiben, die zurzeit dort mit Vorliebe sitzen.

„Durch die Helligkeit, schaffen wir mehr Öffentlichkeit. Das könnte auch die Junkies vertreiben“, sagt Dagmar Gast. Und auch auf dem neuen Platz soll es hell werden: Dort sind viele Mastleuchten vorgesehen, die warmes Licht spenden. Daniela Martens

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