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Berlin: Eine teure Marke

Durch den Verkauf des Stadionnamens könnte das Olympiagelände saniert werden. Aber die Ringe hängen wir nicht ab, sagt der Senat

Vor einiger Zeit stand der Präsident von Hertha BSC in fast 80 Metern Höhe. Bernd Schiphorst war auf den Glockenturm gestiegen und schaute hinab auf den Olympiapark: auf marode Tribünen am Maifeld, auf kaputte Wege und holprige Sportplätze, die niemand nutzen konnte. Da habe er den Kopf geschüttelt und gedacht: „Das Gelände ist so wunderschön, aber es ist auch so sanierungsbedürftig.“

Bernd Schiphorst erzählt die Anekdote gern, weil sein Verein in der Stadt gerade Teil einer wichtigen Debatte ist, die viele Menschen wütend macht. Es geht um die Umbenennung des Olympiastadions, wofür Hertha BSC und der Eigentümer – der Senat – sich bis zu 50 Millionen Euro in zehn Jahren erhoffen. Wer die Debatte angestoßen hat, lässt sich nicht mehr klären, aber jetzt sie ist da. Und die Beteiligten diskutieren.

Schiphorst sagt: „Als langjähriger Kenner der Sportszene kann ich verstehen, dass man so eine Umbenennung sorgfältig abwägen muss.“ Sollte man jedoch dagegen sein, „muss die Frage beantwortet werden, was mit diesem einmaligen Gelände passieren soll? Wer soll das entwickeln, bezahlen?“ Hertha könne nicht auf ewig der einzige Nutzer sein.

Wenn nun ein Konzern – wie in fast allen Bundesliga-Städten üblich – sich für jährlich fünf Millionen Euro die Namensrechte an der Arena sichern würde, könnte ein Teil des Geldes an Hertha gehen. Der Klub ist mit 20 Großveranstaltungen im Jahr wichtigster und der für Firmen interessanteste Mieter und würde den Sponsor auftreiben. Der andere Teil der Einnahmen könnte in die Sanierung des Geländes gesteckt werden, das man später nutzen kann. „Wir könnten der Welt zeigen, dass auf dem Gelände Olympische Spiele stattfinden, die nicht politisch missbraucht werden“, sagt Herthas Aufsichtsratschef, Werner Gegenbauer. Der Unternehmer und Ehrenpräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer half dabei, die Leichtathletik-WM 2009 nach Berlin zu holen.

Zu den Spielen 2020, sollte sich Berlin bewerben, würde die Arena den alten Namen bekommen, so die Idee. Gegenbauer sagt nur: „So eine Bewerbung kostet viel Geld. Warum also diskutieren wir nicht über mögliche Finanzierungsquellen?“

Auf eine Diskussion will sich der Senat, der mit Hertha schon im Herbst über eine Umbenennung gesprochen hat, jetzt jedoch nicht einlassen. „Wir sind lange nicht soweit, dass wir die Olympischen Ringe abhängen werden“, sagte Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Wir sind in dieser Frage absolut d’accord mit dem Denkmalschutz.“ Auch sei es „derzeit nicht vorstellbar, dass wir den Namen aufgeben“. Hertha-Präsident Schiphorst sagt: „Wir sind nicht Eigentümer, also auch nicht Herr der Entscheidung.“

André Görke

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