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An einem Haselnussstrauch ist eine Blüte von Raureif bedeckt.

© Patrick Pleul/dpa

Eine Woche Frost: Kältewelle bricht über Berlin herein

Der Frost in der Hauptstadt wird in dieser Woche stark zulegen – aber sein Ende naht. Besonders gefährlich ist das kalte Wetter für Obdachlose.

Dieser Sonntag brachte einen Wetterrekord der ungewöhnlichen Art: Noch nie seit Beginn der ständigen Messungen vor 110 Jahren kam der Dauerfrost so spät wie in diesem Winter. Normalerweise stehe in Berlin der erste Eistag, wie Tage mit 24 Stunden Frost meteorologisch genannt werden, Anfang Dezember an, berichtet Jörg Riemann von der Wettermanufaktur in Tempelhof. Diesmal hat es also fast drei Monate länger gedauert – und kommt nun umso dicker.

Eine ungemütliche Woche

Der Montag beginnt mit etwa minus zehn Grad ähnlich eisig wie bereits der Sonntag – und bleibt dann eher noch kälter, weil die Sonne etwas weniger scheinen dürfte. Mehr als minus drei Grad sind kaum zu schaffen. Ähnlich soll es am Dienstag werden – nach einer allerdings noch kälteren Nacht mit Tiefstwerten um minus zwölf Grad.

Noch ungemütlicher dürfte es am Mittwoch werden, der nicht nur mit lausigen Temperaturen um minus 13 Grad beginnen soll, sondern auch tagsüber mit böigem Wind bei bewölktem Himmel und höchstens minus fünf Grad aufwartet. Am Donnerstag wird es wohl ähnlich, aber damit sollte das Gröbste überstanden sein: Vielleicht schon Freitag, spätestens aber am Wochenende werden wieder Tagestemperaturen über null Grad erwartet. Für die Woche darauf zeichnet sich weitere leichte Erwärmung bei durchwachsenem Wetter ab. Vier, fünf Grad tags und null nachts entsprechen etwa dem, was Anfang März üblich ist.

Mittwoch und Donnerstag dagegen „kann es sich durch den Wind noch zehn Grad kälter anfühlen, als es ohnehin schon ist“, sagt der Meteorologe. Immerhin ist und bleibt die Luft so trocken, dass Autos und Straßen kaum bereifen. Glätte könnte höchstens ein Thema werden, falls es die im eisigen Nordostwind über der Ostsee entstehenden Schneeschauer von Mecklenburg-Vorpommern doch mal bis nach Berlin schaffen sollten. Am Sonntag ging ihnen über dem nördlichen Brandenburg die Puste aus.

„Lake Effect“ heißt das Phänomen, das sonst vor allem an den Großen Seen in Amerika auftritt, wenn eisige Luft über vergleichsweise warmes Wasser streicht – und dessen verdunstende Feuchtigkeit nicht aufnehmen kann, sondern zu teils heftigen Schneeschauern kristallisieren lässt.

Gefährlich für Gesundheit und Leben

Akut lebensgefährlich ist das Wetter zurzeit für Obdachlose und Menschen, deren Temperaturgefühl und Orientierung durch Alkohol gestört sind. Auch kleine Kinder – zumal, wenn sie etwa im Kinderwagen wenig Bewegung haben – können leicht unterkühlen. Dasselbe gilt für unzureichend eingepackte Hände und Füße bei Radfahrern.

Am Sonntag immerhin hatten weder Polizei noch Feuerwehr kältebedingte Rettungseinsätze zu melden. Wer einen Obdachlosen bemerkt, der Hilfe braucht, kann von 21 bis 3 Uhr den Kältebus der Stadtmission anrufen unter 0178 523 58 38 – und bei akuten Notlagen jederzeit den Rettungsdienst unter 112.

Für die Natur ist der Frost ganz überwiegend unproblematisch. Abgesehen von immergrünen oder mediterranen Gewächsen überstehen die Pflanzen die Kälte problemlos, solange sie noch nicht ausgetrieben haben oder just vorher geschnitten wurden. Frost wie im April 2017 während der Obstbaumblüte ist viel schlimmer. Zugleich kann die aktuelle Kältewelle die Wildschweinpopulation bremsen. Hart ist sie auch für Singvögel, die fast ununterbrochen fressen müssen, um genug Energie zu bekommen. Eine Futterstelle kann also gute Dienste leisten – und nebenbei die Zuschauer erfreuen.

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