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Berlin: Einer geht noch runter

„Alles passiert vor dem Sprung, wenn man auf dem Brett steht", sagt Christian Löffler, „der Sprung selbst ist dann reiner Automatismus.“ Einmal in der Luft kann man nur noch wenig korrigieren.

„Alles passiert vor dem Sprung, wenn man auf dem Brett steht", sagt Christian Löffler, „der Sprung selbst ist dann reiner Automatismus.“ Einmal in der Luft kann man nur noch wenig korrigieren. Die Saltos, Drehungen und Schrauben müssen dann wie alleine kommen. Und spritzen sollte es beim Eintauchen auch nicht. Aber Löfflers Automatismus funktionierte am Wochendende in Berlin bei den deutschen Meisterschaften im Kunst- und Turmspringen ausgezeichnet. Vom 1-m-Brett wurde der Rostocker Zweiter und gewann die Konkurrenz vom 3-m-Brett mit der Schnapszahl von 666,66 Punkten. International seien das zwar 40 bis 50 Punkte zu wenig, sagt der Bundesstützpunkttrainer Karlheinz Ranisch, aber dennoch eine sehr gute Leistung. Das fand der 24-Jährige Löffler auch. „Ich bin völlig überrascht. Es war der beste Wettkampf in meiner Karriere." Der Sportsoldat hatte schon ans Aufhören gedacht, weil er die letzten zwei Wettkämpfe vor den Meisterschaften verpatzt hatte. „Ich bin nicht gerade nervenstark."

Aber jetzt geht es natürlich weiter. Die Titelkämpfe waren gleichzeitig die Ausscheidungswettbewerbe für die Europameisterschaften im Juli/August. Und die finden ebenfalls in der neuen Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark in Berlin statt. „Wir haben die Qualifikation zur EM bewusst in dieselbe Halle gelegt. Die Voraussetzungen hier sind optimal", sagt der Sprecher des Deutschen Schwimmverbandes, Hans Alt-Küpers. Allerdings nicht für nationale Titelkämpfe. Dafür war die Halle zu groß. Beim Finale waren 50 Zuschauer, die meisten davon selbst Springer. Fußballstimmung kam hier nicht auf. „Turmspringen ist was für Spezialisten", sagt Alt-Küpers. Zudem verteilten sich die zehn Disziplinen auf vier Tage. Zu lange für eine Sportstadt wie Berlin.

Turmspringen ist ein reiner Amateursport. In Deutschland gibt es allerdings eine gute Förderung über die Bundeswehr. Christian Löffler trainiert beispielsweise als Zeitsoldat in der Sportfördergruppe etwa fünfeinhalb Stunden am Tag, sechs bis sieben Mal die Woche. Allerdings nicht immer im Wasser. Etwa 50 Prozent des Trainings wird an Land absolviert: auf dem Trampolin oder auf Matten, in der Longe (vergleichbar mit einem Bungee) oder beim Kraft- und Balletttraining. Um einen neuen Sprung mit einem höheren Schwierigkeitsgrad sicher zu beherrschen, braucht man etwa zwei Jahre. Es geht also noch einer bis zu den Olympischen Spielen 2004. Jörg Petrasch

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