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Einheitsdenkmal: Berlin oder Leipzig?

Der Bundestag berät heute, am 18. Jahrestag des Mauerfalls, über ein Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin. Auch in Leipzig, der Stadt der Montagsdemonstrationen im Herbst 1989, sollte nach Meinung mehrerer Bundestagsabgeordneter ein solches Denkmal errichtet werden.

Nach dem Antrag der großen Koalition soll das Denkmal im Berliner Stadtzentrum zum 20. Jahrestag des Mauerfalls vom 9. November im Jahr 2009 errichtet werden.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich für eine gesellschaftliche Debatte über ein geplantes Einheitsdenkmal ausgesprochen. Das Thema sei mit einer Entscheidung im Bundestag nicht erledigt, "denn bevor wir uns mit der konkreten Standortfrage befassen, müssen wir erstmal klären, was wir damit zum Ausdruck bringen wollen", sagte Lammert im ZDF-"Morgenmagazin" kurz vor der Debatte im Deutschen Bundestag. So sei noch gar nicht klar, welche Phase der deutsch-deutschen Geschichte das Denkmal beschreiben solle. Lammert sagte weiter, ein Einheitsdenkmal müsse in der Hauptstadt stehen, aber "eben nicht nur". Es gebe keinen Exklusivanspruch von Berlin. Die derzeitige Standortdebatte finde er daher "außerordentlich sympathisch".

"Die Zeit für ein Denkmal ist gekommen"

Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD), Ex-Oberbürgermeister von Leipzig, sprach sich für zwei Denkmale in Berlin und Leipzig aus. Die Montagsdemonstrationen, die von der Leipziger Nikolaikirche ausgingen, seien ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit gewesen, betonte Tiefensee.

"Die Zeit für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal ist gekommen", erklärten die Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Thierse und Monika Griefahn. Damit solle auch deutlich gemacht werden, "dass wir einen wichtigen Schritt im Prozess der deutschen Einheit vorangekommen sind". Das geplante Denkmal in Berlin soll laut ursprünglichem Antrag der Koalition und der FDP auch "die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte" in Erinnerung rufen.

Grüne: "Öffentliches Gedenken lässt sich nicht verordnen"

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sprach sich gegen eine schnelle Entscheidung aus. "Das öffentliche Gedenken lässt sich nicht einfach amtlich verordnen", sagte sie der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Statt "eilfertiger Festlegungen" sei zuerst "eine breite öffentliche Auseinandersetzung über ein mögliches Denkmal (notwendig), das aus meiner Sicht auch zur Auseinandersetzung über die Zukunft von Freiheit und Demokratie anregen sollte".

Nach Ansicht des letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière sollte der künstlerische Gestaltungswettbewerb für das Einheits- und Freiheitsdenkmal europaweit ausgeschrieben werden. "Wir müssen uns klar machen, was das Denkmal ausdrücken soll. Soll wirklich nur an die Deutsche Einheit erinnert werden oder nicht besser auch an die osteuropäischen Freiheitsbewegungen?" sagte de Maizière den in Dortmund erscheinenden "Ruhr Nachrichten". Denn ohne Prager Frühling, Solidarnosc in Polen und schließlich die Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn wären die Leipziger Montagsdemonstrationen, der Fall der Mauer und die Deutsche Einheit nicht möglich gewesen. (mit dpa/ddp)

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