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Der Reichstag: Die Verwaltung befürchtet das Gebäude könnte durch den Tunnelausbau beschädigt werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Einigung im Streit zwischen Bahn und Bundestag: S21-Tunnel rückt weg vom Reichstag

Nach zwei Jahren Blockade durch den Bundestag gibt es eine Lösung für den S-Bahn-Tunnel unter dem Reichstagsgebäude. Sorgen der Bahn bestätigten sich nicht.

Wie Bahn und Verkehrsverwaltung bestätigten, habe man sich mit dem Bundestag geeinigt, wie der geplante Tunnel im Regierungsviertel verlaufen soll. Wie berichtet, befürchtete die Verwaltung des Bundestages Schäden am Reichstagsgebäude durch den Bau des Tunnels. Nun werden die Röhren in etwas größerem Abstand als bislang gebaut.

Durch einen Artikel im Tagesspiegel war Mitte Dezember bekanntgeworden, dass der Bundestag seit über zwei Jahren die Verhandlungen blockiert hatte. „Die Bundestagsverwaltung befürchtet mögliche Beschädigungen der Regierungsgebäude und Beeinträchtigungen des Sitzungsbetriebes des Deutschen Bundestages durch den Bau“, hatte der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Jan Thomsen, im Dezember bestätigt.

Zuvor hatte es an der Spitze des Bahnkonzerns scharfe Kritik an der Blockadehaltung der Politik gegeben: „Die haben Angst, dass sie wie das Kölner Stadtarchiv vom Untergrund verschluckt werden.“ Im Jahr 2009 war in Köln das Historische Archiv durch einen Wassereinbruch in die Tunnelbaustelle eingestürzt. Zwei Menschen starben, wertvolle Archivalien versanken in Wasser und Schlamm. Zuvor waren durch den Bau des U-Bahn-Tunnels mehrere Gebäude in der Stadt Köln beschädigt worden.

Bereits gegrabener Tunnelabschnitt kann nun doch genutzt werden

Diese Sorge war beim Bundestag größer als der Wille, eine neue wichtige S-Bahn-Strecke für Berlin zu akzeptieren. Bereits Ende der 1930er Jahre war ein Tunnel unterhalb der Ebertstraße vom Potsdamer Platz bis kurz vor das Brandenburger Tor gegraben worden. Es fehlt „nur“ das Stück bis zum Hauptbahnhof. Doch dieser Kilometer unter dem Regierungsviertel bis zum Hauptbahnhof ist kompliziert wegen der vielen anderen Tunnel und des geplanten unterirdischen Besucherzentrum am Reichstag.

Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hatte dem Berliner Senat nach der Veröffentlichung im Tagesspiegel die Verbreitung falscher Informationen vorgeworfen. „Es ist bedauerlich, dass die Berliner Verkehrsverwaltung mit unzutreffenden Äußerungen die Öffentlichkeit beunruhigt.“ Diese Planung des Tunnels stünde kurz vor dem Abschluss, hatte Kubicki damals angekündigt. Auf den eigentlichen Vorwurf der Bahn – die Verzögerung über mehr als zwei Jahre – war der Bundestags-Vizepräsident in seiner Mitteilung nicht eingegangen.

Die Bahn hatte, wie berichtet, auch die Befürchtung geäußert, dass durch den vom Bundestag gewünschten Abstand ein bereits existierender Tunnelstutzen am Potsdamer Platz nicht wie immer vorgesehen, für die S21 genutzt werden kann. Dies hätte den Bau verteuert und noch weiter verzögert, hieß es aus Bahnkreisen im Dezember. Der aktuelle Plan sieht jedoch vor, dass dieses Tunnelstück genutzt werden kann, weil der Abstand nicht ganz so groß angesetzt ist, wie anfänglich gewünscht.

Züge sollen vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz fahren – irgendwann mal

Seit 2010 wird am ersten Bauabschnitt nördlich vom Hauptbahnhof gegraben, 2021 – also nach elf Jahren – sollen die Züge in einer Art Spitzkehre vom Nordring zum Hauptbahnhof und zurück fahren. Dies ist betrieblich schwierig und für Fahrgäste sinnlos. Sinn macht die S21 nur als zweite unterirdische Nord-Süd-Strecke, wenn also die Züge weiterfahren vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz. Hier hätten die Züge Anschluss an die beiden Strecken nach Süden, also Richtung Wannsee und Südkreuz.

Die Verkehrsverwaltung nennt für diesen zweiten Bauabschnitt das Jahr 2035 als mögliches Eröffnungsdatum. Irgendwann – noch später – soll es südlich des Potsdamer Platzes weitergehen Richtung Süden. Am Gleisdreieck könnte ein großer Umsteigebahnhof zwischen U- und S-Bahn entstehen.

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