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Einschulung: In der Gruppe klappt die Mischung besser

Vor der Einschulung ihrer Kinder fliehen viele Eltern aus den Problemkiezen wie Neukölln und Kreuzberg. Die Lenau-Grundschule kämpft erfolgreich gegen diese "Bildungsflucht" an.

Für künftige Erstklässler wird es bald ernst. Denn momentan entscheidet sich, an welcher Schule sie ihre Bildungskarriere beginnen. Eltern, die in sozial schwierigen Kiezen wie Neukölln oder Kreuzberg wohnen, ziehen deshalb zum Teil um – weil sie vermeiden wollen, dass ihre Kinder auf Schulen kommen, in der kaum ein Mitschüler muttersprachlich Deutsch spricht. Die Kreuzberger Lenau-Grundschule will diese Bildungsflucht nun stoppen.

„Wir haben irgendwann gemerkt, dass wir zu viele Kinder aus bildungsfernen Familien haben“, sagt Schulleiterin Karola Klawuhn. Aber die Schule brauche eine gute Schülermischung. Seit einem Jahr bietet Klawuhn bildungsbewussten Eltern an, Kinder in Gruppen an der Schule anzumelden: „Wir sind damit ziemlich erfolgreich.“

Manche Eltern und Kinder kennen sich aus der Kita und wollen den Schritt in die Schule gern gemeinsam gehen. Andere lernen sich auf Vernetzungstreffen kennen, die Klawuhn und einige Elternvertreter organisieren. Andreas Weise etwa ist dieses Jahr im Organisationsteam – und hat seine Tochter letztes Jahr in der ersten Gruppe angemeldet, die geschlossen an die Schule kam.

„Wir wollten damals eigentlich an eine andere Schule im Kiez“, sagt er. Dort jedoch gab es keinen Platz mehr, so dass seine Tochter der Lenau-Schule zugewiesen werden sollte. In den Kitas und auf den Spielplätzen habe man über die Schule jedoch wenig Gutes gehört, erzählt Weise: Zu viele Kinder aus bildungsfernen Familien, zu viele mit schlechten Deutschkenntnissen.

Weise ließ sich nicht abschrecken und suchte Mitstreiter, deren Kinder ebenfalls an die Lenau-Schule sollten. Zwölf Kinder waren es schließlich – und Weise fragte Klawuhn, ob die Kinder nicht gemeinsam in eine Klasse kommen könnten. Die Eltern hospitierten im Unterricht, lernten die Lehrer kennen und hatten einen guten Eindruck. Der blieb: „Wir sind sehr glücklich mit der Schule“, sagt Weise nach einem Jahr. War es letztes Jahr noch eher lose und unorganisiert, gehen die Eltern dieses Jahr offensiv vor: Sie laden zu Info-Veranstaltungen, auf denen sich Eltern kennenlernen können, es gibt einen E-Mail-Verteiler und eine Facebookgruppe. Eine Gruppe mit zwölf Kindern hat sich bereits gefunden, eine weitere soll gebildet werden. Durch das jahrgangsübergreifende Lernen kann eine Gruppe bis zur Hälfte einer Klasse ausmachen.

Dabei, sagt Markus Münch, der seinen Sohn in diesem Jahr anmelden wird, gehe es weniger darum, Kinder mit und ohne Migrationshintergrund zu mischen, sondern Kinder von bildungsnahen und bildungsfernen Familien. „Wenn wir in der Schule die Mischung hinbekommen, die im Bergmannkiez auch auf der Straßen zu sehen ist, sind wir zufrieden.“

Nun hoffen Eltern und Schulleiterin auf den Schwung, der durch ihre Initiative entsteht. „Wenn sich die gute Mischung herumspricht“, hofft Andreas Weise, „wird es vielleicht bald nicht mehr nötig sein, extra Gruppen zu bilden.“

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