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Berlin: Einser-Zwillinge: „Wir galten nie als Streber“

Sie sind 19 Jahre alt, sie sind Zwillinge und sie haben beide die Abinote 1,0: Das sind Clara und Paul Hullmeine. In ihrem Abijahrgang am Gymnasium Steglitz sind sie „die Hullmeines“, da gehören sie zusammen.

Sie sind 19 Jahre alt, sie sind Zwillinge und sie haben beide die Abinote 1,0: Das sind Clara und Paul Hullmeine. In ihrem Abijahrgang am Gymnasium Steglitz sind sie „die Hullmeines“, da gehören sie zusammen.

Da C im Alphabet vor P liegt, war Clara bei der Notenbekanntgabe zuerst an der Reihe. Sie war so aufgeregt, dass sie erst mal keinen Ton herausbekam, als sie das Papier in den Händen hielt. Erst auf dem Nachhauseweg hat sie ihre Eltern angerufen. Die kannten Nachrichten wie diese schon: Auch die große Schwester der Zwillinge, Lisa, hat den Spitzenabischnitt von 1,0. Mit einem Essen im Restaurant wurde abends trotzdem gefeiert, zusammen mit Familie und Freunden.

Ob die Leistungen der Hullmeines ein Indiz dafür sind, dass Intelligenz erblich ist? Das glauben die Zwillinge nicht – sondern berufen sich auf ihren Fleiß. Clara sagt: „Man muss lernen zu lernen. Das heißt, dass man sich seine Arbeit gut einteilt.“ Sie haben beide den Leistungskurs Latein besucht, Pauls zweiter LK war Mathe, Claras Geschichte. Die guten Noten seien ihnen nicht zugeflogen, es stecke viel Mühe dahinter, sagt Clara.

Trotzdem wollten die Zwillinge ihre Freizeit nie vernachlässigen. Sie unterrichten Kinder im Judo und tragen beide selbst den braunen Gürtel. Beim Kampfsport könne man „richtig schön raufen“, sagt Paul. Auch ihre übrige Freizeit verbringen die beiden oft zusammen, allein schon, weil sie viele gemeinsame Freunde haben. „Wir haben es nicht darauf angelegt, aber das ergibt sich halt“, sagt Clara.

An der Schule der beiden gibt es fünf weitere Abiturienten mit einem Notenschnitt von 1,0. „Das relativiert unsere Leistung“, sagt Paul. Er ist sich sicher, dass alle Mitschüler sich für seine Schwester und ihn freuen konnten: „Wir haben nie als Streber-Außenseiter gegolten“, sagt Paul.

Vielleicht auch, weil es Dinge gibt, die die Zwillinge nicht so gut können. Bei Paul sind das Schönschrift und Kunst, bei Clara ist es das kreative Schreiben. Er will Journalist werden und davor Islamwissenschaften studieren, sie hat sich für Medizin entschieden. Da werden sie sich in Zukunft unweigerlich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Ohnehin sind „die Hullmeines“ nicht völlig unzertrennlich. Schon äußerlich sehen sie sich nicht besonders ähnlich – und auch manche Hobbys hat jeder für sich. Paul war neulich mit Freunden auf einem Reggae-Festival. „Das wäre für Clara nichts gewesen, das war zu schmutzig und zu abenteuerlich“, sagt er.

Momentan wohnen die Zwillinge noch zu Hause bei ihren Eltern in Wilmersdorf. Auch für ihr Studium wollen sie in Berlin bleiben. Dann ziehen sie wahrscheinlich in eine WG. Vielleicht sogar zusammen. Franziska Felber

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