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Zurrrrrückbleiben, bitte. Der S-Bahn-Lokführer muss künftig das Ein- und Aussteigen beobachten. Die Bilder der Bahnhofskameras werden dazu in seine Kabine übertragen.

© Davids/Sven Darmer

Einsparung im Nahverkehr von Berlin: S-Bahn zieht Personal von Bahnhöfen ab

Die S-Bahn schafft den Schaffner ab - besser: den Zugabfertiger. Bis Ende 2015 zieht das Unternehmen die Aufsichten von den meisten Stationen ab. Dafür gibt es mobile Kräfte – und ein neues Abfertigungssystem.

Berlin - Es dauert halt oft etwas länger bei der S-Bahn. Dieses Mal waren es gut sechs Jahre. Aber jetzt will das Unternehmen endlich sein neues Abfertigungssystem für die Züge einführen – zur Freude der Geschäftsleitung, denn in Zukunft werden enorme Personalkosten gespart. Fahrgäste dagegen müssen dafür bald mit personalfreien Bahnhöfen auskommen. Ende 2015 soll es – bis auf 21 versteckte Ausnahmen – keine Aufsichten mehr auf den 166 Stationen geben.

Bereits im November 2007 hatte die damalige Geschäftsführung stolz das neue System vorgeführt, bei dem die Triebfahrzeugführer das Abfertigen des Zuges per Monitor im Fahrerstand kontrollieren. Dumm dabei war nur, dass die erforderliche Technik nicht richtig funktionierte und dass das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt die Betriebsgenehmigung verweigerte.

Aber auch der Betriebsrat spielte lange nicht mit. Weil er befürchtete, dass die Kameras, die die Aufnahmen auf den Monitor beim Fahrer übertragen, diesen bei der Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof beobachten könnten, mussten die Aufnahmegeräte so angebracht werden, dass sie die Züge von hinten aufnehmen. Eine Klage gegen das System ist inzwischen zurückgenommen worden.

Auf fünf Stationen hat die S-Bahn seither die „Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer – mit Führerstands-Monitor“, kurz ZAT-FM genannt, rund 1,3 Millionen Mal getestet; in 99,8 Prozent habe das Verfahren auch geklappt, sagte Projektleiter Dominik Schäfer am Montag. Nun traut sich die S-Bahn zu, das System auf der Hälfte der Stationen einzuführen, beginnend mit dem Ring.

Triebfahrzeugführer Andreas Kühn hat nichts dagegen. Beim Selbstabfertigen eines Zuges kann er nun sitzen bleiben, an den viergeteilten Monitor habe er sich schnell gewöhnt, sagte er bei einer Präsentationsfahrt. Nicht aufstehen muss er auch auf den rund 50 Bahnhöfen, auf denen es Spiegel zum Abfertigen geben soll. Lediglich beim kleinen Rest müssen die Fahrer den Zug verlassen und vom Bahnsteig aus die Abfahrt kontrollieren.

Von den derzeit noch 400 Aufsichten auf den Bahnhöfen bleiben 240 übrig; je 120 in den 21 sogenannten Stammbahnhöfen und als „mobile Aufsichten“, die vor allem Kunden informieren sollen. Da die Aufsichten in den Stammbahnhöfen – eine je Schicht – in ihren Häuschen sitzen und von dort aus rund ein halbes Dutzend benachbarter Stationen mit kontrollieren, gibt es in der Regel auf den Bahnsteigen kein festes Personal mehr – wie seit Jahren bei der U-Bahn der BVG.

Der Fahrgastverband Igeb setzt sich weiter dafür ein, dass es auf allen S- und U-Bahnhöfen dauerhaft Personal gibt, was der Senat jedoch nicht finanzieren will. Info- und Notrufsäulen könnten Personal ersetzen, argumentieren das Land und die S-Bahn. Und dann gebe es ja noch die mobilen Aufsichten – 120 im Drei-Schicht-Betrieb.

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