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Berlin: Einzel-Handel ade: Kleine Läden machen sich gemeinsam stark Coupons, Rabatte, Werbung: Überall tun sich Geschäftsleute zusammen, um gegen die Großen zu bestehen

Danach könnte Schluss sein: Am Montag startet der Ansturm auf die Wühltische beim wohl letzten berlinweiten Sommerschlussverkauf. Denn nach dem neuen Wettbewerbsrecht können die Geschäfte künftig auch das ganze Jahr über mit Rabatt-Großaktionen um Kunden buhlen.

Danach könnte Schluss sein: Am Montag startet der Ansturm auf die Wühltische beim wohl letzten berlinweiten Sommerschlussverkauf. Denn nach dem neuen Wettbewerbsrecht können die Geschäfte künftig auch das ganze Jahr über mit Rabatt-Großaktionen um Kunden buhlen. Darunter werden kleine Läden leiden, die sich den Aufwand nicht leisten können, befürchten nun Verbraucherschützer und der Einzelhandelsverband. Deshalb haben sich Gewerbetreibende neue Geschäftsideen ausgedacht, um die Kundschaft trotz Wirtschaftsflaute in die Läden zu locken: Sie verteilen Coupons, geben Kiez-Kundenkarten heraus – oder sie gründen berlinweite Händler-Pools.

Die Idee für ein berlinweites Händler-Netzwerk kam dem 32-jährigen Unternehmer Oliver von Zapfe nach Gesprächen mit eigenen Kunden. In seinem Autopflege-Betrieb werden „Wagen noch von Hand gewaschen“. Viele der Kunden sind selbst Mittelständler, die Marktanteile an Handelsketten verlieren. Mit ihnen begründete von Zapfe die Initiative „ www.poolkarte.de ;. Bislang bieten über 50 Firmen vor allem aus Wilmersdorf und Zehlendorf Vergünstigungen: Ein Glaser gewährt 20 Prozent Rabatt, ein Zulassungsdienst 35, Restaurants 10. Doch auch das Gefühl, den Kiez zu stärken, wird die Berliner dazu bringen, sich der „Poolkarten“-Gemeinschaft mit bald bis zu 1000 Läden anzuschließen, hofft der Wilmersdorfer. „Wenn die Geschäfte besser laufen, können sich die Firmen auch wieder mehr in ihrem Stadtteil engagieren.“ Die „Poolkarte“ ist ab August für 69 Euro erhältlich und soll ab Oktober gelten. „Das Geld haben die meisten Kunden aber spätestens nach zwei Monaten wieder raus“, hat Oliver von Zapfe errechnet.

Gemeinsam gegen die Wirtschaftsflaute: Darum bemühen sich Geschäftsleute mit der Initiative „ www.citysaver.de ; aus Friedrichshain und Prenzlauer Berg bereits seit März – mit Erfolg. Der gelernte Computerfachmann Karsten Roth entwickelt für die Geschäfte Coupons in Visitenkarten-Format. Die kann sich die eher jugendliche Zielgruppe beim Kneipenbesuch aus einer Acryl-Halterung ziehen und in den Läden gegen Extra-Angebote einlösen. „40 Firmen machen mit, jeden Monat kommen ein Dutzend dazu, und für jeden Kunden verteile ich rund 50 000 Coupons in 50 Kneipen“, sagt Karsten Roth. Das Prinzip – inzwischen sogar patentgeschützt – funktioniert. „Ich habe schon einige neue Gäste bekommen, weil Berliner die Übernachtungs-Coupons an Bekannte im Ausland weitergegeben haben“, sagt etwa Eric van Dijk, Geschäftsführer des Generator Hotels. Wer zwei Nächte bucht, darf noch eine gratis bleiben.

Dass auch kleinere Anbieter groß rauskommen können, zeigt der Sportanlagen-Verbund „ www.funpool.de ;. Christian Schwab kam 1999 die Idee, Werbung mehrerer Firmen zu bündeln. Heute lebt er davon – und betreut 40 Tenniscenter, Tauchläden, Fitnessstudio, Tanzschulen. Und es werden mehr.

Annette Kögel

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