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Update

Eis und Schnee: S-Bahn kämpft mit Schneeverwehungen

Der Winter hat Berlin mit Eis und Schnee im Griff. Weichenstörungen führen zu einem stark eingeschränkten S-Bahn-Betrieb und das bleibt wohl zunächst auch so.

Der Wind ist das Problem, erklärt ein Sprecher S-Bahn Tagesspiegel.de. Die Weichenheizungen würden den normalen Schneefall wegschmelzen, doch gegen Schneeverwehungen komme auch die Heizung nicht an. "Die unteren Schichten werden weggeschmolzen, doch die oberen rutschen in die Gleise. Dadurch ist die Weiche dann blockiert", sagte der Sprecher. Betroffen sind alle, die auf Schienen unterwegs sind. S-Bahn, Regional- und Fernverkehr. Besonders auf der Stadtbahn von Ostbahnhof nach Charlottenburg habe es seit dem frühen morgen Schwierigkeiten gegeben. "Auch auf der Ringbahn haben wir Probleme", sagte der Sprecher, "der gesamte S-Bahnbereich ist betroffen".

Überall seien Schneeräumkräfte im Einsatz. "Wir müssen die Weichen nach und nach freischaufeln." Wenn der Wind bleibe, könnte es jedoch sein, dass nur Stunden später die Weiche schon wieder blockiert sei. Überhausen könne man die Weichen nicht, erklärte der Sprecher und betonte: "Es liegt nicht an den Zügen, davon haben wir genug." Die Türen würden enteist und der Schneematsch entfernt. Unser User Verwaltungsbeobachter, der von seiner "Survivaltour in der Hauptstadt" berichtet, sieht das allerdings anders. Für zwei Stationen brauchte er "nur" 80 Minuten.

"Das Problem sind die Weichen", sagte der S-Bahnsprecher. Und solange Schnee und Wind zusammenkämen, bleibe das Problem auch. Fahrgäste der Berliner S-Bahn können sich unter der Servicenummer (29743333) und auf der Unternehmensseite über den aktuellen Stand informieren.

Auch im Fernverkehr müssen Passagiere mit Einschränkungen rechnen. Insbesondere aus Sachsen würden die Züge nur mit großer Verspätung ankommen, doch auch im Berliner Hauptbahnhof komme es zu verspäteten Losfahrten. "Wir sind nicht die einzigen betroffenen", betonte der Sprecher der S-Bahn und verwies auf das morgendliche Chaos auf den Straßen und den Verspätungen am Flughafen.

Seit dem frühen Donnerstagmorgen mussten sich Fahrgäste der S-Bahn warm anziehen. Die Weichenstörungen führten und führen zu einem eingeschränkten Betrieb auf den Linien S25 S47,S5, S8 und S9 führen, wie die S-Bahn mitteilte. Die Linie 47 verkehre nur zwischen Spindlersfeld und Schöneweide, die S5 fährt nur von Strausberg/Nord nach Charlottenburg und zurück. Zwischen Blankenburg und dem Treptower Park warten die Fahrgäste vergeblich auf die S8 und die Linie 9 fährt nur zwischen Schönefeld und dem Treptower Park.

Eine weiße Decke hat sich seit Mittwochabend über die Hauptstadt gelegt. Im Berliner Nahverkehr kam es am Donnerstagmorgen prompt zu ersten wetterbedingten Verspätungen, vor allem bei der S-Bahn. Unsere Leser weisen uns am Donnerstagmorgen ebenfalls darauf hin, dass es bei der Fernbahn erhebliche Probleme gibt.

Doch die größte Panne geschah, bevor der Schnee überhaupt da war. Manche S-Bahn-Kunden ziehen seit vergangenem Winter ohnehin vorsorglich einen Pullover mehr an – zu Recht, wie sich am Mittwochmorgen zeigte: Zum zweiten Mal in dieser Woche gab es ein richtiges Chaos. Diesmal waren die Nord-Süd-Strecken betroffen, weil ein Rechnerproblem gegen 9.30 Uhr die Signale am Anhalter Bahnhof lahmgelegt hatte. Manche Fahrgäste saßen fast eine halbe Stunde im Tunnel fest, während andere bei minus zehn Grad auf den Bahnhöfen froren. Zwar war das Problem am Mittag behoben, aber noch am Abend fuhren die Züge der S 1, S 2 und S 25 unregelmäßig und verspätet.

Ausgelöst wurde das Problem nach Auskunft der Bahn durch eine Schwankung bei der Stromversorgung des betroffenen Rechners. Auch am Montag war es eine Signalstörung, die den Verkehr auf dem östlichen S-Bahn-Ring teilweise gestoppt hatte. Offenbar ließ sich die Technik nach der baubedingten Unterbrechung am Wochenende nicht planmäßig reaktivieren. Die S 41 und S 42 fuhren stundenlang nur unregelmäßig, die S 8 und S 9 von Grünau und Schönefeld endeten bereits am Treptower Park.

Am Mittwochnachmittag fuhr die S-Bahn dann wieder ihr planmäßiges Notprogramm mit etwa 420 Doppelwagen. Nach Auskunft eines Bahn-Sprechers stehen – anders als zum Höhepunkt des Chaos – auch einige Ersatzzüge bereit. Außerdem seien 150 Fahrmotoren repariert und 90 als Tauschreserve vorbereitet worden. Eindringender Schnee hatte die Motoren im vergangenen Winter reihenweise lahmgelegt. Ein S-Bahner sagte, dass das Unternehmen jetzt „wesentlich besser aufgestellt ist als im vergangenen Jahr“. Die Werkstatt Friedrichsfelde sei bereits wieder in Betrieb, die in Erkner könne schnell reaktiviert werden, um Züge abzutauen. Heikel sind aus Sicht des Bahners nur Verwehungen oder Schneehöhen, die bis über die Schienen reichen. Im Regionalverkehr gab es am Mittwoch bereits Probleme wegen eingefrorener Weichen. Die befanden sich zwar zumeist in der Lausitz und an der Ostseeküste, aber die Verspätungen zogen sich durchs gesamte Regionalnetz. Anders als die Regionalzüge fuhren die ICEs von und nach Berlin meist pünktlich – obwohl ihnen die Bahn ein Tempolimit von 200 km/h verordnet hatte, um Schäden durch Eisbrocken zu vermeiden.

Bei der Stadtentwicklungsverwaltung hieß es, dass die Summe von 45 Millionen Euro Abzug für nicht erbrachte Leistungen der S-Bahn in diesem Jahr durchaus noch wachsen könne, falls die Probleme sich jetzt wieder häufen. Zwar nütze das vom Senat einbehaltene Geld den frierenden Fahrgästen auf den Bahnhöfen erst einmal nichts, aber später soll es – wie bisher – komplett in den öffentlichen Nahverkehr gesteckt werden.

Für Berlin prophezeit der Wetterdienst Meteogroup bis in den Donnerstag hinein Schneefall mit Verwehungen. Probleme im Berufsverkehr sind damit absehbar. Die BSR hat den Beginn ihrer Frühschicht bereits vorverlegt: „Ab drei Uhr geht’s raus“, sagte BSR-Sprecher Bernd Müller. Das Feuchtsalzgemisch der großen Räumfahrzeuge komme auch bei starkem Wind wirklich auf der Straße an.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief die Berliner zum Schneeschippen gemäß den neuen Vorschriften des Straßenreinigungsgesetzes und zur Rücksichtnahme in den zurzeit besonders vollen Bussen und Bahnen auf.

In Berlin wurden bis zum Abend 40 Flüge vor allem wegen Winterproblemen an anderen Flughäfen abgesagt, sagte ein Sprecher. Für den Schnee seien die Lager mit Auftaumittel gefüllt und das Personal aufgestockt worden.

Am Freitag und Sonnabend soll es trocken bleiben und milder werden. Für Sonntag ist bei leichtem Frost der nächste Schnee in Sicht, vielleicht auch Eisregen.

Servicetelefon Bahn: 08000 - 99 66 33; S-Bahn: 030-297 - 43333; BVG: 030-19 449; Flughäfen: 0180 5000 186.

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