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Mit Dampfkraft durch die Wuhlheide. Die Parkeisenbahn begeistert die Freunde historischen Schienenverkehrs.

© Gunnar Beran

Eisenbahnen im Miniformat: Und ewig lockt der Dampf

Traditionswochenende bei der Parkeisenbahn in der Wuhlheide: Noch sind die kleinen Züge durch die Wuhlheide zu wenig bekannt.

Spielen hier große Männer mit kleinen Bahnen oder lernen hier Kinder und Jugendliche, wie die große Eisenbahn funktioniert? Die Parkeisenbahn in der Wuhlheide vereint beides. Vorwiegend Männer, auch schon mal im Rentenalter, fahren die Lokomotiven oder kümmern sich in der Werkstatt um die Fahrzeuge. Und der Nachwuchs – ab neun Jahre – kann immer mitmachen und am Ende selbst Schaffner, Bahnhofsleiter oder auch Lokomotivführer sein.

Am Wochenende sind mal wieder eher die Erwachsenen dran. Zum 25-jährigen Bestehen der Schmalspurbahnfreunde Berlin, die zusammen mit der Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth Gesellschafter der Parkeisenbahn sind, zeigen sie einen Querschnitt durch die Welt der kleinen Loks, die einst der „Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg“ gebaut hat – für die schmale Spur mit einer Breite von 60 Zentimetern.

Bei der großen Eisenbahn beträgt die Spurweite 1,435 Meter; Normalspur genannt. Beim „Themenwochenende“ fahren – jeweils zwischen 10 Uhr und 18 Uhr – von Dampf- und Dieselloks gezogene Züge – für Erwachsene und Kinder – durch die Wuhlheide, wo es sogar einen Hauptbahnhof gibt. Er war schon da, als an den Bau des großen im Zentrum noch nicht zu denken war.

Die heutige Parkeisenbahn war 1956 vom damaligen Verkehrsminister der DDR, Erwin Kramer, als Pioniereisenbahn eröffnet worden. Hauptziel war es, Nachwuchs für die Deutsche Reichsbahn heranzubilden. „Das hat auch geklappt“, berichtet der Vorsitzende der Schmalspurfreunde, Tino Becker. Wie bei ihm. Er lernte einst in der Wuhlheide die Welt der Eisenbahn kennen – und ist jetzt Ausbildungslokführer bei der S-Bahn.

Es sollte die modernste Anlage der DDR werden - leider

Die „großen“ Eisenbahner bedauern heute, dass die damalige Leitung der Pioniereisenbahn unbedingt die modernste Anlage der DDR haben wollte. So wurden viele ältere Fahrzeuge modernisiert und haben damit ihren historischen Wert für die Fans verloren. Dampfloks waren ebenfalls verpönt. Das hat sich inzwischen geändert. Drei betriebsfähige Dampfloks, darunter eine ehemalige Trümmerbahn, schnaufen sechs bis acht Mal im Jahr über die schmalen Gleise. Ansonsten sind die Züge an den Wochenenden vom Frühjahr bis zum Herbst mit Dieselloks unterwegs.

Finanzieren muss sich die Bahn vor allem durch den Fahrbetrieb. Die kleine Bahn hat sechs hauptamtliche Mitarbeiter; rund 30 Ehrenamtliche sind aktiv. Und über 150 „Nachwuchskräfte“. Aber es gibt auch einige Sponsoren. Und praktische Hilfe – unter anderem durch die S-Bahn. Wie nach einem Brandanschlag 2007, bei dem mehrere Wagen – auch historische, die es inzwischen gibt – zerstört oder beschädigt worden waren. Sie wurden wieder aufgebaut.

Nach Missbrauch erstellte neue Leitung Kinderschutzkonzept

Schlimmer als der Brandanschlag war aber der Missbrauch von Kindern durch Parkeisenbahner, der 2010 bekannt geworden war. Die Täter wurden verurteilt und mussten die Parkeisenbahn verlassen. Unter einer neuen Geschäftsführung wurde ein Kinderschutzkonzept erstellt. Zwei Pädagogen, finanziert vom Senat, unterstützen nun die Parkeisenbahner. „Inzwischen kommen wieder mehr Kinder zu uns. Die Eltern haben wieder Vertrauen“, sagt Becker. Und auch Schulklassen sind regelmäßige Gäste, für die es dann einen „Projektunterricht“ gibt.

Noch seien die meisten der jungen Parkeisenbahner im Umfeld der Wuhlheide zu Hause, sagt Becker. Sie kämen, weil sie zu Hause eine Modellbahn hätten oder weil sie die größere Bahn bei einem Besuch in der Wuhlheide gesehen hätten, sagt Becker. Er hofft, dass man auch weiter weg die Parkeisenbahn schätzen lernt und sie zumindest besucht. Aber er warnt auch: „Wer zu uns kommt, muss damit rechnen, infiziert und dann zu einem Parkeisenbahner auf Dauer zu werden.“

Weitere Informationen: www.parkeisenbahn.de.

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