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Die Blüten einer Forsythie. Drumherum ist es kalt.

© dpa

Eisiges Wetter in Berlin: Auf Balkon und im Garten: Tipps zur Pflanzen-Kältehilfe

Im Interview erklärt Sven Wachtmann, was man tun kann, um seine Pflanzen vor der harten Kälte der nächsten Tage zu schützen.

Herr Wachtmann, Berlin bibbert, in der Nacht zum Donnerstag ist Frost bis 5 Grad minus angesagt. Müssen wir um unsere ersten Balkon- und Gartenblumen fürchten, um junges Gemüse, blühende Obststräucher und Bäume oder die Rasensaat?

Leider ja. Ende März, als es über 20 Grad warm war, wurden ja schon erste Sommerblumen wie Männertreu, Studentenblumen oder Geranien angeboten, außerdem junge Gemüsepflanzen, Salat, Tomaten, Auberginen. All diese Pflänzchen, egal ob in Kübeln oder Beeten, halten eine solche Eiseskälte nicht aus. Die Zellen ihrer noch zarten Blattgewebe werden rasch zerstört.

Wie kann man sie schützen?

Am besten mithilfe von Frühbeetvliesen oder mit Säcken, leichten Decken, genoppten Verpackungsplanen. Decken Sie das junge Grün gut ab, nicht nur mit einer Vlieslage, sondern gleich mit zwei oder drei Lagen. Der Boden hat ja noch ein bisschen Wärme gespeichert, zwischen ihm und der Abdeckung bleibt es dann in der Regel frostfrei. Das gilt auch für gerade ausgebrachte Rasensaat, zumindest kleinere Flächen sollte man abdecken.

Gibt es noch weitere Notfall-Maßnahmen?

Klar, Balkonkästen – und überhaupt: alle Pflanzkübel einschließlich Oleander möglichst nah an die Hauswand stellen, dort ist es bis zu drei Grad wärmer als ein paar Meter davor. Oder tragen Sie ihre Kästen für ein, zwei Nächte gleich in die Wohnung. Primeln oder Stiefmütterchen kann man aber getrost draußen lassen, die vertragen ein paar Grade minus.

Kirschen, Pflaumen oder Pfirsiche sind in voller Blüte, bei Äpfeln hat die Blüte gerade begonnen. Ist die diesjährige Obsternte in Gefahr?

Die Situation ist in der Tat drastisch. Blüten, die noch nicht bestäubt wurden, sind extrem frostempfindlich. Das kann den ganzen Obstansatz zunichte machen. Gott sei Dank sind die Bienen in diesem Frühjahr zum Bestäuben schon emsig ausgeflogen. Auf diese Weise haben sie möglicherweise die Kirschen gerettet, die mit ihrer Blütenpracht schon fast durch sind. Bestäubten Blüten, bei denen sich ein Fruchtansatz bildet, machen Frostgrade wenig aus. Schlechter dran sind aber die Apfelbäume, viele blühen erst jetzt auf.

Wie kann man die Ernte retten?

Spalierobst lässt sich mit Vliesen oder Säcken gut einpacken, Gleiches gilt für blühende Johannisbeer- oder Stachelbeerbüsche. Aber wenn Sie einen alten, großen Obstbaum haben, dann können Sie nur hoffen, dass es nicht zu frostig wird. Professionelle Obstlandwirte schützen ihre Bäume mit einer sogenannten Frostschutzberegnung. Aber das lässt sich im Privatgarten kaum verwirklichen.

Wie funktioniert diese Beregnung?

Die Bäume werden über lange Zeit äußerst fein besprüht. Beim Gefrieren des Wassers auf Blättern und Blüten entsteht unter der dünnen Eisschicht sogenannte Erstarrungswärme. Das kann die Bäume für eine Weile schützen.

Die Wetterprognosen sind bis Ende April unerfreulich. Es soll kalt bleiben. Mitte Mai nahen dann die Eisheiligen und in der ersten Junihälfte die Schafskälte. Ab wann kann man entspannt draußen gärtnern?

Auf jeden Fall sollten Sie jetzt ständig auf der Hut sein. Aber spätestens ab Anfang Mai kann man sich sein kleines Paradies wieder auf Balkon und Terrasse oder im Garten schaffen. Die Eisheiligen sind zumindest für unsere Obstgehölze kein Problem mehr, bis Mitte Mai sind die meisten Blüten längst bestäubt.

Hat die Kälte auch positive Effekte?

Ja, zumindest mit Blick auf Tulpen und Narzissen. Frost stoppt deren Wachstum, sie warten ab, bis es wieder wärmer wird. So bleibt uns der bunte Frühlingsblüten-Teppich länger erhalten. Und noch etwas: Blattläuse, die schon am Werke sind, rafft der Frost schnell dahin.

Das Gespräch führte Christoph Stollowsky.

Sven Wachtmann (42) ist Ingenieur

für Gartenbau und

unterstützt Gärtner als Fachberater des

Landesverbandes

der Berliner

Gartenfreunde.

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