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Viele Eisbahnen gefrieren mit Chemie.

© dpa

Eislaufsaison in Berlin: Eisbahnbetreiber brauchen keinen Frost

Die Eislaufsaison hat längst begonnen – auch wenn es bislang ziemlich warm war. Bei den Bahnbetreibern gibt es aber auch ohne Frost kaum Frust: Sie lassen es schon bei 15 Grad frieren.

Berlin geht in Gleitzeit – die Eislaufsaison hat begonnen. Die Eisstadien und auch die vielen mobilen Schlittschuhbahnen auf den Weihnachtsmärkten sind präpariert. Wie passend, dass nun die ersten Schneeflocken fielen, denn bislang war es der wärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Und der Dezember kommt erst noch, der mit Durchschnittstemperaturen knapp über null Grad und im Schnitt 17 Regentagen als der wärmste Wintermonat gilt.

Daran, dass Eislaufen auch an warmen Tagen nicht zu einer matschigen Angelegenheit wird, arbeitet täglich Jürgen Radzymski. Dem Betriebsleiter der größten Berliner Eisbahn im Wilmersdorfer Horst-Dohm-Stadion ist das Wetter ziemlich egal. „Mal ist es kälter, mal wärmer“, sagt er. Es regnet gerade auf die rund 6200 Quadratmeter große Eisfläche. Ein paar Rentner und Schüler ziehen dennoch ihre Kreise – ermöglicht durch Ammoniak. Dieses Gas aus Stick- und Wasserstoff saugt die Wärme aus dem Eis, es zirkuliert durch 64 Kilometer lange Rohrleitungen, die in den Beton unterhalb der Eisfläche eingebaut sind.

Bahn am Neptunbrunnen

Seit nunmehr 40 Jahren pumpen die Kompressoren des Stadions 16 Tonnen Ammoniak durch die Rohre. „Damit schaffen wir es, das Eis auch bei Temperaturen von 17 Grad zu halten“, sagt der Betriebsleiter. Bei Glycol, dem konkurrierenden Kühlmittel für Eisbahnen, seien schon 15 Grad problematisch.

Genau auf diese Chemikalie setzt dagegen Hans-Dieter Laubinger bei seiner Eisbahn. Er kann sich nicht erinnern, dass der Berliner November jemals wärmer war als 15 Grad, der Dezember schon gar nicht. Dabei ist der Ingenieur schon mehr als 40 Jahre lang im Weihnachtsmarktgeschäft. Zu DDR-Zeiten war er Chef der Schausteller auf den Ost-Berliner Weihnachtsmärkten. Seit acht Jahren betreibt er den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus. Und mittendrin, rund um den Neptunbrunnen, baut er stets die kleine Bahn auf.

Milde Temperaturen sind "tödlich für das Eis"

Ihm macht der Nieselregen nichts aus, im Gegenteil: „Der Regen ist wunderbar fürs Eismachen. Wenn das Wasser dann noch gefriert – perfekt.“ Glycol wird bei Minusgraden mit Wasser gemischt. 60 Schläuche transportieren die Flüssigkeit unter die Eisbahn und wieder zurück in die zwei Kältemaschinen. Dort kühlen die Kästen neben dem Glühweinausschank das Mittel wieder. 

Einer Bahn war es aber bisher dann doch noch zu warm: So öffnete die Eisbahn Lankwitz aufgrund der milden Temperaturen erst am vergangenen Sonntag. Der starke Wind, der über die Freiluftbahn im Süden Berlins blies, „war tödlich für das Eis“, sagt Betriebsleiter Wladi Koch; er freut sich über den Wintereinbruch – auch wenn die Temperaturen nach dem heutigen Dienstag zunächst wieder leicht steigen.

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Bigna Fink

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