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Berlin: Elegant an der Berliner CDU vorbei

Klaus Töpfer kam zur Eröffnung einer Elitehochschule. Zu Gerüchten, er wolle Regierender Bürgermeister werden, sagte er kein Wort

Gleich zu Anfang zeigte Klaus Töpfer, was ein Profi ist: Seine Festrede zur Eröffnung der Hertie School of Governance am Schlossplatz begann er nicht mit einem Platon- oder Adenauer-Zitat, sondern mit einer Erklärung in eigener Sache: Es gebe Spekulationen über Gespräche mit der Berliner CDU und seine Kandidatur gegen Klaus Wowereit. Er aber habe einen interessanten Job – und wenn der im Frühjahr 2006 getan sei, eine Pause verdient. Und nach dieser Veranstaltung hier müsse er nach New York.

So viel zu Gerüchten, Töpfer sei mit CDU-Landeschef Ingo Schmitt verabredet. Ein Profi sagt nur, was er sagen will. Kein Wort mehr. Keins, das falsch verstanden werden könnte. Das dürfte die Studenten, die auf der neuen School of Governance kluges Regieren studieren, begriffen haben. Danach zeigte Töpfer dem Publikum in der gläsernen Akademie der Künste, wo die Eröffnung der Politikhochschule gefeiert wurde, wie man eine schöne Rede vom Stehpult perlen lässt, ohne viel zu sagen.

Der kleine grauhaarige Mann im nachtblauen Anzug schien den Auftritt in dem edlen Neubau am Pariser Platz zu genießen – er schwärmte vom Akademie-Architekten Günter Behnisch und ließ sich nicht anmerken, dass er ein brutaleres Air-Conditioning für den wärmesatten Raum angenehm gefunden hätte. Hier ein Scherz, dort ein eleganter Gedankengang über den transparenten Akademiebau zum Münchener Olympiastadion – ebenfalls Behnisch – hin zum Terror, mit dem die Bundesrepublik 1972 während der olympischen Sommerspiele konfrontiert war. Vom Terror zu den Werten, den Unterschieden, den Identitäten. Kleiner Scherz: Acht Jahre Afrika ließen einen die deutsche Bürokratie wertschätzen.

So unterhielt Töpfer das Publikum, sprach von Entwicklung und Sicherheit, von Dampfmaschine und Stein-Hardenberg und zeigte, wie leicht ein Politiker, der reden kann, die Leute erreicht und bewegt. Nur Monika Grütters wird ihren Parteifreunden von Töpfers professionellem Charme berichten können. Andere ließen sich nicht sehen – sie wollten wohl mit der Spekulationsblase um eine Spitzenkandidatur Töpfers nicht in Verbindung gebracht werden. Hinterher hörte man in der Partei, es habe Versuche gegeben, Töpfer zu erreichen. Die seien jetzt auf „nach der Wahl“ verschoben.

Töpfer machte nach seiner Rede auf dem Akademie-Balkon weiter wie am Anfang, mit einem Glas Weißwein in der Hand. Schöner Job. Große Aufgabe. Danach: erst mal Pause. Mit Weißwein auf dem Balkon… – auf einem Berliner Balkon? Doch, ja, er möge Berlin. Noch ein Glas, zwei Häppchen. Dann muss er los – nach New York.

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