zum Hauptinhalt

Berlin: Elektroknall sprengte Trottoir am Savignyplatz

Zentnerschwere Gehwegplatten flogen am Dienstag abend nach einem lauten Knall an einer Bushaltestelle am Charlottenburger Savignyplatz zentimeterhoch in die Luft - und die Bewohner von rund 200 Charlottenburger Haushalten sowie die Gäste mehrerer Restaurants saßen plötzlich im Dunkeln. Ein Kurzschluß in einem Zehn-Kilovolt-Kabel hatte gegen 20 Uhr zu der unterirdischen Druckwelle geführt.

Zentnerschwere Gehwegplatten flogen am Dienstag abend nach einem lauten Knall an einer Bushaltestelle am Charlottenburger Savignyplatz zentimeterhoch in die Luft - und die Bewohner von rund 200 Charlottenburger Haushalten sowie die Gäste mehrerer Restaurants saßen plötzlich im Dunkeln. Ein Kurzschluß in einem Zehn-Kilovolt-Kabel hatte gegen 20 Uhr zu der unterirdischen Druckwelle geführt. Feuerwehr eilte zum Unglücksort, Polizisten sperrten weiträumig ab. Der Verdacht, Gas sei ausgetreten, wurde durch den Gasag-Notdienst entkräftet. Das Nachsehen hatten neben den Anwohnern die Gastwirte der beliebten Restaurants an der Grolman- und der Knesebeckstraße.Einige Nachtschwärmer fanden den Blackout allerdings "romantisch". Mit Schaudern denkt hingegen der Wirt des indischen Restaurants Ashoka in der Grolmanstraße an den Abend zurück. Von etwa 20.30 Uhr bis kurz vor Mitternacht habe man bei Kerzenschein kochen und bedienen müssen, erzählt er. Zudem sei die Registrierkasse ausgefallen, alle Rechnungen hätten von Hand geschrieben werden müssen. Nebenan in der Croissanterie am Savignyplatz fielen auch drei mannshohe Kühlschränke aus. Waren im Wert von mehreren tausend Mark wurden bei einem befreundeten Restaurantbesitzer in Sicherheit gebracht, der nicht unter Stromausfall zu leiden hatte.Betroffen waren etwa ein Dutzend Häuser am nördlichen Savignyplatz. Darunter ein Möbelladen, bei dem die Schaufensterbeleuchtung ausfiel, das Bistro Tucci, wo die Kaffeemaschine den Dienst versagte, und das Szenecafé Savigny, wo neben den Zigarettenautomaten auch die Klospülung plötzlich nicht mehr ging.Die gegenüberliegende Seite des Platzes war nicht betroffen. Der Lampenladen Arno beispielsweise hatte Strom. Gelassen nahm der Besitzer des Restaurants Schell den Blackout: "Die Gäste fanden es ganz romantisch." In den Toiletten und in der Küche seien Kerzen aufgestellt worden, und die Gasherde hätten ja funktioniert. Kurz nach 20 Uhr war bei der Feuerwehr der Notruf eingegangen. Der Anrufer meinte, nach dem Knall Gasgeruch wahrgenommen zu haben. Gas hat laut Gasag bei dem Vorfall aber definitiv keine Rolle gespielt. Den strengen Geruch habe womöglich eine durch den Kurzschluß verkokelte Muffe verursacht. Einen unterirdischen Brand konnte die Feuerwehr nicht feststellen. Nachdem die Bewag die Leitung vom Netz genommen hatte, gruben Leute vom Entstörungsdienst die Schadstellen an der Bushaltestelle 149 aus. Noch am selben Abend begannen die Reparaturen, die nach Angaben einer Zeugin allerdings zwischen 23 und 24 Uhr erneut von "fünf bis sechs" peitschenartigen Knallgeräuschen unterbrochen wurden. Darüber lagen der Bewag gestern keine Erkenntnisse vor. Um 23.32 Uhr schaltete sie den Strom wieder ein. Die rechte Fahrspur der Kantstraße Richtung Theodor-Heuss-Platz und der Bürgersteig blieben wegen der Arbeiten bis gestern früh um 7 Uhr gesperrt.Ursache des Kurzschlusses könnten nach Angaben von Bewag-Sprecher Uwe Lemm ein von Anfang an schadhaftes, ein abgenutztes oder ein durch eine Wurzel beschädigtes Kabel sein. Ihm zufolge passieren derartige Kurzschlüsse immer wieder im Berliner Stromnetz. Sie seien so normal "wie ein Auto, das liegenbleibt", sagte Lemm. Darüber, wie oft sie sich ereignen, lagen ihm aber keine Statistiken vor. Er könne ausschließen, daß der Schaden durch äußere Einwirkungen, etwa Bauarbeiten, verursacht worden sei.An einer anderen Stromunterbrechung, die sich am Dienstag gegen 19 Uhr in einem Schöneberger Telefon-Umfrageinstitut ereignete, sei die Bewag nicht schuld. Viel größere Stromausfälle hatten sich zuletzt unter anderem im November 1998 in Köpenick ereignet. Damals saßen Tausende Menschen im Dunkeln. Etwa zehn Tage zuvor war in Friedrichshain in 20 000 Haushalten der Strom ausgefallen.

TOBIAS ARBINGER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false