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Berlin: Elektronische Fachgespräche

Das Haus der Kulturen der Welt steht am Spreeufer und wie die meisten Gebäude, die an Fließgewässern liegen, verwandelt die aufgehende Sonne das umliegende Gelände in ein paradiesisches Kleinod mitten in der Stadt. Auf dem Fluss tuckern gemächlich die Touristenboote vorbei.

Das Haus der Kulturen der Welt steht am Spreeufer und wie die meisten Gebäude, die an Fließgewässern liegen, verwandelt die aufgehende Sonne das umliegende Gelände in ein paradiesisches Kleinod mitten in der Stadt. Auf dem Fluss tuckern gemächlich die Touristenboote vorbei. Jogger spulen ihr tägliches Pensum ab, Rentner führen ihre Hunde spazieren. Aber plötzlich zerreißt ein Inferno aus tiefen, wummernden Bässen die Szene. Für einen kurzen Moment liegt die morgendliche Idylle in Trümmern.

Aber schon ein Augenzwinkern später formen sich die scheinbaren Gegensätze zu einem großen Ganzen. Aus einem Toyota-Kleinbus, der Quelle der Tieftöne, werden kiloweise Videobeamer und Verlängerungskabel geladen. Aus dem Nichts bevölkern junge Männer und Frauen das Ufer. Sie tragen coole Frisuren, Sandalen, weiße Spaghettiträger, ärmellose T-Shirts und erdfarbene Mehrzweckhosen im Capri-Stil. Um ihre Hälse baumeln blaue Bändchen, auf denen groß „Sony Music“ steht.

Im Haus der Kulturen findet zum dritten Mal der Kongress „Musik und Maschine“ statt, der „Internationale Kongress der elektronischen Musik“. Die Atmosphäre ist gelöst, hier ein freudiges „Hallo, hello“ mit anschließendem Küsschen links und Küsschen rechts, dort ein „Servus, how are you“ und als Antwort ein „Danke, eh very good“. Seit ihrer Geburt hat die Veranstaltung hörbar an Internationalität gewonnen. Laut Schirmherr DJ Hell ist das auch nötig, schließlich will man sich langfristig einen Platz neben der MIDEM in Cannes oder der Techno-Messe in Detroit erkämpfen. Gemessen daran ist Optimismus angesagt.

Zählte man vor drei Jahren noch fünfzig Leute, erwartet man laut Organisationsbüro diesmal 450 Teilnehmer. Das Programm ist dicht gedrängt. Podiumsdiskussionen, Workshops, Präsentationen wechseln sich mit Auftritten bekannter und unbekannter Größen der globalen E-Musikszene ab. Die Themen lauten „Echtzeit-Marketing“ „Mein größter Flop“ oder „Reich, berühmt und unabhängig“. Da erzählt zum Beispiel Daniel Miller von Mute Records, bis vor kurzem eines der berühmtesten Independent-Labels der USA, zu welchem Zeitpunkt sich ein Geschäft mit einem Major lohnt (Mute gehört seit zwei Monaten zum EMI-Konzern). Oder John Aquavina vom Label „Final Scratch“, selbst profilierter Plattenaufleger, philosophiert über den Vorteil des eigenen Berühmtheitsgrades, wenn es darum geht, sein Label zu pushen. Bis heute Abend dauert das Ganze noch, dann findet am Spreeufer ab zwölf Uhr eine große Abschlußparty statt. ks

Der Kongress im Internet:

www.musikundmaschine.de

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