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Berlin: Elektropunk trifft Schlagerschmalz

Die Punk-Formation „Glamour to Kill“ trifft auf die beiden Damen von „Baccara“. Gemeinsam singen sie „Sorry I’m a Lady“

„Die Bühne ist mein Zuhause.“ Antonio Lopez Culebras spricht aus, was jeder glaubt, der ihn als Frontmann der spanischen Elektro-Punk-Band „Glamour To Kill“ erlebt. Mit einer schwarzen Leder- Maske betritt er manchmal die Bühne, dann sieht man nur Augen- und Mundschlitze, und rezitiert im Stakkato Texte. Am Ende reißt er sich die Maske vom Kopf und kniet vor der Gitarre von Kompagnon Luis Miguelez. Der Gast-Keyboarder steht wie versteinert da.

Der Sänger hat lange, schwarze, wellige Haare. Er trägt einen dünnen Oberlippenbart und schwarze Kleidung – zerrissenes T-Shirt, zerlumpte Jeans, zerkratzte Lederhose. Sein Partner ist das optische Gegenteil: blondierte, in Bürstenschnitt modellierte Haare. Die beiden Paradiesvögel leben seit drei Jahren in Berlin, haben hier das Projekt „Glamour To Kill“ gegründet, treten aber in London auf wie in Madrid und Moskau. „Das Interesse für Musik aus Berlin ist enorm“, sagt Luis Culebras. „In Spanien kann man so eine Musik nicht machen.“ Immerhin: In der Tageszeitung „El Pais“ erschien die Truppe kürzlich in der Liste der Newcomer des Jahres. Mit alles anderem als Neulingen tritt sie nun heute und Sonnabend im Big Eden auf: mit dem Duo Baccara, das in den 70ern „Sorry I’m a Lady“ oder „Yes Sir! – I can Boogie“ sang. „Wir kennen uns seit über fünf Jahren“, sagt Luis Miguelez, der für das Damen-Duo gearbeitet und ein Album mitproduziert hat . „Es wird einfach Zeit für eine Kollaboration.“ Punkrock trifft Schlagerschmalz. Gesungen wird live.

Antonio Lopez Culebras und Luis Miguelez – beide nicht mehr im Boyband-Alter – bewegen sich seit über 15 Jahren im Nachtleben. Miguelez hat in den frühen Achtzigern die Bewegung „Movida Madrilena“ miterlebt – der künstlerische Aufbruch aus der Franco-Ära. Er gehörte zum Umkreis des Regisseurs Pedro Almodovar, spielte in der Kultband Alaska und produzierte viele Künstler.

Antonio hat einige Jahre in London gelebt, Partys in Spanien organisiert aber die Lust auf die Heimat verloren. Als die zwei Freunde zum ersten Mal nach Berlin reisen, steht fest: Hier erfinden sie sich neu – inmitten von Leerstand, illegalen Partys und rauer Elektro-Musik. Sie singen auf Englisch, Französisch, Deutsch (eine Cover-Version des NDW-Hits „Eisbär“) und Spanisch. Ihr Album nennen sie in Anlehnung an den multi-lingualen Anspruch: „Musik Pour The Ratas“ – Musik für die Ratten.

Bisher gab es die Platte nur in Berlin, „noch vor Weihnachten“, freut sich Antonio, wird sie bundesweit erhältlich sein. Danach reduzieren sie das Feiern. „Wenn ich frei habe, gehe ich nicht aus“, sagt Antonio. Dann guckt er sich einen Film im Kino an oder flaniert über den Flohmarkt am Boxhagener Platz. Luis radelt durch den Tiergarten, so wie Juan, raucht und bewundert den Himmel. „Der Himmel über Berlin ist einmalig“, sagt Luis.

„Sorry, I’m a Lady“, heute und Sonnabend jeweils 20 und 23 Uhr, Big Eden Kurfürstendamm 202, Eintritt 17 Euro, Reservierungen unter 533 20 335, nach der 23 Uhr-Vorstellung Party mit DJ.

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