zum Hauptinhalt

Berlin: Elf Bewerber wollen das Strandbad Wannsee

Bäderbetriebe haben überraschend viele Angebote auf dem Tisch, das Traditionsbad zu übernehmen

Ein so großes Interesse hatte Bäder-Vorstand Klaus Lipinsky nicht erwartet. Elf Bewerbungen liegen nun auf dem Tisch, das hundert Jahre alte Strandbad Wannsee zu übernehmen. Damit ist die erste Stufe des sogenannten Interessenbekundungsverfahrens abgeschlossen, das die Berliner Bäderbetriebe (BBB) unter dem Druck von Aufsichtsrat und Senat starten mussten. „In der zweiten Stufe werden nun die fünf aussichtsreichsten Bewerber ausgesucht, die dann ihre Konzepte und Ideen vorstellen sollen“, sagt Lipinsky. Ende November soll das sein. Erhält einer der Bewerber tatsächlich den Zuschlag, könnten die Bäderbetriebe schon im kommenden Jahr nicht mehr Hausherr am Wannsee sein.

Das möchte Lipinsky am liebsten verhindern. „Unser Wunsch ist es, dass ein Investor sich um alle für den Badebetrieb nicht notwendigen Gebäude und Grundstücksteile kümmert, der Badebetrieb selbst aber weiterhin von den BBB abgewickelt wird.“ Die Ausschreibung lässt aber ausdrücklich beide Optionen zu.

Einer der elf Bewerber aber will auf keinen Fall mit den BBB zusammenarbeiten: die Stiftung Denkmalschutz Berlin. „Wir wollen einen Betrieb organisieren, der dem Baudenkmal gerecht wird und gleichzeitig den Volksbadcharakter erhält“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Helmut Engel. Die Stiftung habe sich deshalb mit einem privaten Badbetreiber zusammengetan. Wer das sei, sagt Engel nicht.

Der Zwang, das Strandbad Wannsee auszuschreiben, entstand nach dem Ende der Sanierung von großen Teilen der denkmalgeschützten Badanlage. Weder die Bäderbetriebe noch die Stiftung Denkmalschutz konnten die Instandsetzung des ehemaligen Strandrestaurants „Lido“ stemmen, und so steht dieser Teil nach wie vor als Ruine da. Die Bäderbetriebe konnten darüber hinaus nicht erklären, wie sie die nun wieder hergestellten Garderobenhallen nutzen wollen, die größtenteils schön anzuschauen, aber leer sind. Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) verlangte Konzepte – und schließlich die Suche nach möglichen Übernahme-Interessenten.

Die Ausschreibung dafür haben die BBB aber weder mit dem für Baugenehmigungen zuständigen Bezirksamt Steglitz- Zehlendorf noch mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Und so stoßen die im Ausschreibungstext formulierten Ideen von Saunadorf, Hotelanlage im Marina-Stil oder einer Ferienhaussiedlung im Strandbad Wannsee auf Kritik im Rathaus Zehlendorf. „Der Bezirk war bislang nicht einbezogen“, sagt Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD).

Während der Geschäftsführer der Stiftung Denkmalschutz in solchen Plänen „einen Angriff auf das Baudenkmal“ sieht, verteidigt Lipinsky die Ausschreibung: „Wir haben es betont offen formuliert, um die besten Ideen auf den Tisch zu bekommen.“ In der nächsten Stufe des Verfahrens müsse geklärt werden, welche Nutzung überhaupt möglich ist.

Lipinsky legte dem Aufsichtsrat der Bäderbetriebe am Freitag auch die Bilanz der Sommersaison vor. Im Vergleich zum Vorjahr haben die BBB 1,2 Millionen Euro weniger umgesetzt. Durch Einsparungen beim Personal und eine Ausgabensperre habe der Vorstand das Loch in der Kasse jedoch auf 400 000 Euro verkleinern können. „Durch Einsparungen im laufenden Betrieb“, so Lipinsky, „wollen wir bis zum Jahresende aber wieder eine schwarze Null schreiben.“ Dabei helfen die wegen Sanierung gesperrten Hallen in Charlottenburg, Marzahn und Wilmersdorf: Solange sie geschlossen sind, fallen keine Betriebskosten an. Die Hallen am Heidelberger Platz und in Marzahn sollen zum Jahresende wieder öffnen. Matthias Oloew

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false