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Berlin: Eltern kämpfen für Schülerläden

Proteste gegen Kita-Schließungen und Umwandlungen in Horte. Kinder sollen kilometerweit entfernte Einrichtungen besuchen

Gegen die Kita- und Hortplanungen des Senats regt sich zunehmend Protest. So gab es gestern vor der Kita Glockenturmstraße in Charlottenburg eine Demonstration gegen die Umwandlung in einen Hort. Auch gegen die Schließung der Kita Niebuhrstraße formiert sich Widerstand. Auf der bezirklichen Hotline, die über die Veränderungen in der Kinderbetreuung informiert, riefen schon vor der offiziellen Beratungszeit Dutzende Eltern an. Auch die geplante Schließung vieler Schülerläden beunruhigt die Eltern.

Doch nicht alle Ängste sind begründet. So wies Wilhelm Blecker vom Schulamt Charlottenburg-Wilmersdorf darauf hin, dass die Eltern sich keine Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Weg zum Hort machen müssen: Dafür sind ab Sommer 2005 Bezirk und Schule zuständig: Bei der Arbeitsagentur wurden bereits Schulwegbegleiter auf Ein-Euro-Basis beantragt. Bisher müssen die Eltern ihre Kinder selbst begleiten, Fahrgemeinschaften bilden oder die Kinder auf eigene Gefahr zum Hort laufen lassen.

Nicht immer kann die Verwaltung die Kritik entkräften, ein im Prinzip sinnvolles Vorhaben wie die Verlagerung der Hort-Betreuung an die Grundschulen werde ohne Augenmaß umgesetzt. Exemplarisch ist ein Konflikt in Charlottenburg: So sollen die Schüler von drei Grundschulen im Wohngebiet Eichkamp künftig nach dem Unterricht in der kilometerweit entfernten Kita Glockenturmstraße betreut werden. Begründung: In den Schulen gibt es keine Betreuungsmöglichkeiten. Dafür müssen die nicht schulpflichtigen Kinder, die jetzt in der Glockenturmstraße untergebracht sind, in andere, weit entferntere Kindergärten ausweichen. Entsprechend verärgert sind die Eltern. Wütend sind auch die Eltern der Hort-Kinder: Sie wohnen meist in ganz anderen Gegenden Charlottenburgs, wo ihre Kinder gut in Schülerläden betreut werden. Ab Sommer 2005 müssen sie fast bis zum Olympiastadion fahren, um ihre Kinder vom Hort abzuholen. Doch eine Wahl bleibt ihnen kaum, denn die meisten Schülerläden müssen infolge der Umstrukturierungen schließen oder sich auf Kleinkinder umstellen. „Uns wird das Selbstbestimmungsrecht genommen“, klagt Petra Behnke, Mutter zweier Kinder. Das Haus in der Glockenturmstraße sei nicht nur ungünstig gelegen, sondern auch viel unpersönlicher als ein Schülerladen.

Bis Ende November haben Kritiker Zeit, die Planungen in Charlottenburg-Wilmersdorf zu beeinflussen. Dann soll der Jugendhilfeausschuss das Konzept abstimmen. Bis dahin sollen auch die Rahmenvereinbarungen des Senats mit den freien Trägern stehen. Dass Elternproteste erfolgreich sein können, zeigte sich jetzt in Steglitz-Zehlendorf. Laut der SPD-Fraktion des Bezirks hat der „Diskussionsprozess“ zur Erhaltung einzelner Kitas geführt.

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