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Vater

© dpa

Elternzeit: Berliner Väter sind spitze

Wenn es darum geht, sich zu Hause zu engagieren, sind sie ganz vorn, die Berliner Männer. Nirgendwo beziehen mehr Männer Elterngeld. Der Karriere schadet die Babypause offenbar nicht.

Von Sabine Beikler

Ist das ein harmloses Frühstück, oder werden da schon wieder Netzwerke gebildet? Beim „Väterbrunch“ treffen sich donnerstags Männer in Elternzeit, meist ein gutes Dutzend. „Es sind viele Rechtsanwälte, Unternehmensberater und Lehrer darunter – alles gehobene Mittelschicht, und die meisten haben länger als nur zwei Monate Elternzeit genommen“, sagt Marc Schulte vom Väterzentrum in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mittlerweile auch für Männer ein Thema“, so Schulte. Berlins Männer liegen laut Statistik bundesweit vorn, wenn es darum geht, sich zu Hause zu engagieren.

„Jedes fünfte Berliner Neugeborene hat einen Vater, der Elterngeld bezieht“, sagt Svenja Pfahl vom sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut Sowitra. Sie arbeitet gerade im Auftrag des Senats am Berliner Familienbericht, der das Thema gründlicher beleuchten soll. Nach ihren Erkenntnissen nehmen sehr oft gut verdienende Akademiker Elternzeit.

Väter wie Christoph Podewils beispielsweise. Er wollte für zehn Monate ganz aussteigen, vor allem, um seiner Freundin den schnellen Wiedereinstieg zu ermöglichen. „Sie baut als Juristin für eine britische Organisation hier das Büro auf und musste nach zwei Monaten wieder anfangen“, sagt Podewils. Sein Arbeitgeber, eine Fachzeitschrift, hatte damit keine Probleme, bot aber an, ihm zu Hause einen Telearbeitsplatz einzurichten. Nun macht er Teilzeit von zu Hause aus. „Das geht ganz gut. Zum Stillen habe ich unsere Tochter immer zu meiner Freundin ins Büro gebracht, und wenn Franca schlief, habe ich gearbeitet.“

Auch der Betriebswirt Christian Rumpke hatte keine Probleme. Er war noch in der Probezeit für seinen Job als Bereichsleiter bei der Deutschen Energie-Agentur, als er ankündigte, in Elternzeit gehen zu wollen. „Ich wollte das früh ansprechen, um meinem Arbeitgeber die Planung zu erleichtern“, sagt der 38-Jährige. Zwei Monate war er insgesamt weg, allerdings gesplittet. „Das war kein Problem und auch kein Hinderungsgrund, mich unbefristet einzustellen.“ Er habe seine Freundin entlasten und seinen Sohn nicht nur abends und am Wochenende sehen wollen, und er würde es wieder tun.

Dass Berliner Väter bundesweit am häufigsten Auszeiten für ihre Kinder nehmen, bestätigte am Mittwoch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei der Vorstellung des Berichtes zum Elterngeld. Das liege vor allem an jungen Männern, die in unteren Führungspositionen in den „innovativen Industrien“ der Hauptstadt arbeiten und sich die Auszeit beruflich leisten können. Auch wenn der Väteranteil beim Elterngeld bundesweit gestiegen ist: „Die Wirtschaft muss sich bewegen“, sagte von der Leyen. 30 Prozent aller Männer könnten „aus betrieblichen Gründen“ ihre Arbeitszeit nicht reduzieren.

Immerhin hat sich schon viel geändert: Andreas Holzmann, Jurist bei einem großen Wirtschaftsverband, nahm im Jahr 2001 acht Monate Elternzeit. „Mein Chef fiel damals aus allen Wolken“, erinnert er sich. Der Chef selbst sei dann zwar einverstanden gewesen. Seine einzige Sorge sei gewesen, wie man das nach außen darstellen solle. Dass der Justitiar mal Papa sein wollte, war als offizielle Erklärung undenkbar. Das wäre heute wohl anders. S. Beikler, F. Keilani

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