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© AFP

EM-Abschlussfeier: Finale Party

Eine halbe Million Menschen bejubelten auf der Fanmeile in Berlin die deutsche Mannschaft während der Fußbball-Europameisterschaft. Am Montag geht die Feier weiter, denn unsere Elf möchte sich bei ihren Fans bedanken.

Die Party geht heute in die Verlängerung. Das war auf der Fanmeile am Brandenburger Tor schon vor Beginn der Übertragung des EM-Endspiels Deutschland gegen Spanien klar. Denn heute kommt das Team von Joachim Löw gegen 14.30 Uhr zu seinen Fans ans Brandenburger Tor, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Teammanager Oliver Bierhoff hatte am Freitag angekündigt, dass die Nationalmannschaft sich wie bei der Weltmeisterschaft 2006 den Fans in Berlin zeigen wolle. Es sei der ausdrückliche Wunsch des Teams gewesen, in die Hauptstadt zu den Anhängern zu reisen.

Eine halbe Million Menschen hatten die Veranstalter der Fanmeile erwartet und wurden nicht enttäuscht. Wegen des starken Besucherandrangs sollten die Tore zur Fanmeile schon gegen 18 Uhr geschlossen werden. Die Fans, die es rechtzeitig geschafft hatten, waren glücklich und siegessicher. „Wir feiern, bis Deutschland Weltmeister ist“, spornte ein Moderator die Massen an, die geschminkt und geschmückt, verkleidet und verhüllt erschienen waren – fast nur in den Farben schwarz-rot-gold. „Wir brauchen Euch“, riefen Mitglieder des Fanclubs der Nationalelf in die Menge, als ob Zuspruch nötig gewesen wäre.

Ein halbes Dutzend Bands – unter anderem die Rattles – waren bis zum frühen Abend aufgetreten, eine junge Sängerin aus New York erinnerte fast an Jennifer Lopez, allein wegen des Programms waren aber die wenigsten gekommen. Ein junger Mann machte auf der Bühne sogar einen Heiratsantrag. Und immer wieder dröhnten aufmunternde Parolen wie Adrenalinstöße ins Publikum: „Finale, oho“, oder „Schwarz-Rot-Gold sind unsere Farben“, eine Sängerin verabschiedet sich mit „Marsch, marsch, bewegt Euren Arsch.“ Vor den vier großen Videoleinwänden wurde es langsam enger.

Schon bis zum früheren Nachmittag waren etliche Zehntausend über die Meile flaniert. Etwa Nadine Preuß und Janine Willner, die sich immer wieder die Wangen schwarz-rot-gold nachschminkten. Die Zeit vertrieben sie sich mit Kartenspiel. Sarah Hutchinson aus Florida hatte eine schwarz-rot-goldene Girlande am Kopf und einen deutschen Freund neben sich. Zum erstenmal bei einem solchen Massentreff, war sie fasziniert, wie friedlich der bis dahin vonstatten ging. Sie tippte, wie fast alle auf der Fanmeile euphorisch auf den deutschen Sieg: „3:0“. Andere waren vorsichtiger, aber drei Tore für Deutschland galten schon fast als ausgemachte Sache.

Juan Guterrez aus Mexico City war da nicht so sicher. Mit anderen jungen Leuten einer Gruppe gehörte er zu den wenigen hier, die eine spanische Fahne schwenkten. Er tippte auf 3: 1 für Spanien. Warum sich die Spanier auf der Meile rar machten, glaubtet José Carlos Martinez aus der Taps-Bar „Yosoy“ am Hackeschen Markt zu wissen. „Die trauen sich nicht dorthin“. Wie in vielen anderen der rund 40 spanischen Lokale wurde auch hier das Finale verfolgt. „Beide Mannschaften können gewinnen“, sagte er am Abend, auch wenn er Deutschland favorisierte.

In der Kulturbrauerei verfolgten viele Spanier das Spiel, auch in Lokalen wie beispielsweise dem Sol y Sombra am Kreuzberger Oranienplatz, wo kleine Fernsehgeräte auf Fensterbänken für die Gäste draußen aufgestellt waren. Auch im La Batea an der Krumme Straße in Charlottenburg wurde mitgefiebert, oder im El Borriquito an der Wielandstraße. Die spanische Botschaft hatte ein public viewing in ihrem Haus in der Lichtensteinallee in Tiergarten organisiert. Andere Spanier wollten im Café am Neuen See unmittelbar neben der Botschaft das Spiel verfolgen. Warum kaum spanische Autofahnen zu sehen waren– dafür hat José Carlos Martinez aus dem „Yosoy“ eine Erklärung: „Die meisten Spanier hier sind jung, die fahren mit der Straßenbahn“.

Welche Bands heute auf der Fan-Meile auftreten, konnte das Veranstaltungsbüro gestern nicht sagen. Sicher ist nur eines: dass die Nationalelf um 14.30 Uhr auf der Bühne steht. Als Sieger, wie die meisten glauben?

Christian van Lessen

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