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Berlin: Endstation Schweinestall: Zirkuselefant Rani soll sterben

Tierschützer haben Anzeige gegen den Besitzer erstattet

Die Elefantenkuh Rani droht zu sterben. Im Juni hatte sich das 22-jährige Tier im Zirkus „Harlekin“ ein Bein gebrochen. In der Berliner Pferdeklinik Düppel wurde der Bruch geheilt – jetzt vegetiert die Elefantenkuh todkrank im Winterquartier des Zirkus „Harlekin“ in Göritz bei Dessau dahin. Ein um den Bauch geschlungenes und an der Decke befestigtes Seil hält sie. Ohne diese Halterung könnte Rani nicht mehr stehen. Das Winterlager ist ein Stall in einer ehemaligen Schweinemästerei. Dreckig und kalt sei es dort, sagte gestern Laura Zimprich vom Düsseldorfer Tierschutzverein „animal public“ nach einem Besuch.

Das Schicksal der kranken Rani hatte die Berliner im vergangenen Sommer wochenlang bewegt. Auch der damalige Wirtschaftssenator Gregor Gysi hatte 9000 Euro für die Behandlung der Elefantenkuh gespendet.

Ranis Besitzer, Zirkusdirektor Karl-Heinz Köllner behaupte, das Tier habe Krebs und müsse deshalb eingeschläfert werden, erzählen die Tierschützer. Sie sind überzeugt, dass diese Diagnose nicht stimmt und glauben vielmehr, dass Köllner nur darauf wartet, dass Rani stirbt. Dann könnte er Kenia, die zweite Elefantin des Zirkus, verkaufen. Immerhin habe ein Elefant einen Handelswert von 75 000 bis 100 000 Euro. Die Tiere leben in weiblichen Herdenverbänden – ohne Rani an ihrer Seite würde auch Kenia bald eingehen. Die Einzelhaltung von Elefanten verbietet auch das Gesetz.

Rani könnte auch jetzt noch gerettet werden, sagen die Düsseldorfer Tierschützer. Allerdings scheine Zirkus-Chef Köllner, der es in Berlin verstanden hatte, Spenden für Ranis Behandlung einzutreiben, daran nicht interessiert zu sein. Denn die kranke Elefantenkuh werde seit 6. Januar überhaupt nicht mehr behandelt. Das bisher gesunde Hinterbein habe sich durch die zusätzliche Belastung entzündet und sacke nun auch weg.

Die Tierschützer wollen Rani ihre Überlebenschance verschaffen. Der Roßlauer Amtstierarzt Hartmut Knobloch müsste das Tier nur beschlagnahmen, sagen sie. Dann könnte es in ein Quartier gebracht werden, wo es medizinisch gut versorgt wird.

Knobloch allerdings handelt nicht. Deshalb brachte „Animal public“ am Freitag eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Amtstierarzt auf den Weg. Begründung: Es sei „Gefahr im Verzug“. Strafanzeige haben die Tierschützer auch gegen Zirkusdirektor Karl-Heinz Köllner gestellt. Für sie liegt der Verdacht nahe, dass der schlechte Zustand der Elefantenkuh auf die mangelhafte Pflege und Unterbringung des Tieres zurückzuführen ist. „Animal public“ kämpft nun darum, dass Rani und Kenia in den Safaripark Gänserndorf in Österreich kommen. Der Safaripark böte für beide Tiere ein eigenes Gehege mit genug Auslauf. Dort soll Rani medizinisch versorgt und aufgepäppelt werden.

Zirkusdirektor Karl-Heinz Köllner war gestern für eine Stellungnahme zu Ranis Fall nicht zu erreichen.

Einer Frau geht das Schicksal des todkranken Elefanten besonders zu Herzen: Amtstierärztin Angelika Hinke aus Erfurt hatte sich lange um Rani gekümmert und für die Therapie des Tieres in Berlin einen Behandlungsplan aufgestellt. Gestern, erzählten Tierschützer, sei die Veterinärin nach der Rückkehr von einem Besuch bei Rani weinend zusammengebrochen. Sie verstehe nicht, habe Hinke gesagt, wie man ein Tier so quälen könne.

Heidemarie Mazuhn

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