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Berlin: Energie aus der Erdkruste

In der Schorfheide soll eine neue Art Kraftwerk den Strom der Zukunft liefern

Die Energie kommt aus 4300 Metern Tiefe, ist 260 Millionen Jahre alt, absolut umweltfreundlich und nach menschlichem Ermessen unerschöpflich: Das klingt wie Zauberei, soll aber in der brandenburgischen Schorfheide in den kommenden Jahren Wirklichkeit werden. In Groß Schönebeck, nordöstlich von Oranienburg, entsteht Deutschlands zweites Erdwärme-Kraftwerk zur Erzeugung von Strom und Heizenergie.

Seit 1994 arbeitet eines bereits als Pilotprojekt in Neustadt-Glewe bei Schwerin, doch in Groß Schönebeck wollen Vattenfall und das vom Bund und Brandenburg finanzierte Geoforschungszentrum Potsdam ab 2007 die Stromproduktion in weitaus größerem Umfang betreiben. Davon erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Erkenntnisse zur geplanten künftigen Nutzung der Energie aus der Erdkruste.

Zum Heizen einzelner Gebäude wird Erdwärme schon seit den Achtziger Jahren eingesetzt. Dabei pumpt man 30 bis 40 Grad warmes Wasser durch ein Bohrloch aus 50 bis 150 Metern Tiefe nach oben. Um allerdings Elektrizität zu erzeugen, sind umfangreichere Bohrungen nötig. In der Schorfheide trieb das Forschungsinstitut die Bohrmeißel 4,3 Kilometer tief hinab in poröse urzeitliche Gesteinsschichten, die 150 Grad heißes Grundwasser führen. Dieses Wasser ist so alt wie sein Gesteinsspeicher, weil darüber wasserdichte Tonschichten liegen.

Zur Zeit bereitet man eine zweite Bohrung vor, danach beginnt der Bau des Kraftwerks. Dort soll das geförderte heiße Thermalwasser in Wärmetauschern eine Flüssigkeit erhitzen, die schon bei geringen Temperaturen verdampft. Dieser Dampf treibt die Turbinen und Generatoren an. Das abgekühlte Thermalwasser wird im geschlossenen Kreislauf wieder ins Erdreich hinabgepumpt.

Auf diese Weise lässt sich „unabhängig von Klima nahezu an jedem Ort Elektrizität erzeugen“, sagen die Forscher. In Groß Schönebeck wollen sie Strom für rund 1000 Haushalte herstellen und die Technik zugleich weiterentwickeln. In zehn bis 15 Jahren, so die Prognose, könnten Erdwärmekraftwerke dann schon bis zu fünf Prozent des deutschen Strombedarfs decken.

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